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  • derJ

mehr als 1000 Beiträge seit 12.05.2005

Nationalsozialistischer Erziehungshintergrund

kann durchaus weit mehr Gewaltneigung hinterlassen wie religiöse Tradition. Immerhin werden seit etwa 20 Jahren offiziell keine Nazis mehr gezüchtet...

http://www.br.de/radio/bayern2/gesellschaft/notizbuch/deutsche-mutter-johanna-haarer-100.html

Die Ursachen von Gewalt und Aggression sind (sozial-)psychologisch lange erforscht. Nun versucht sich die Presse an der Deutung der Geschehnisse. Im Namen einer "Ursachenanalyse" werden Ressentiments geschürt, Vorurteile zementiert, Rassismus und Menschenfeindlichkeit salonfähig gemacht. Es wird so viel gehetzt, daß eine Eskalation der Gewalt offenbar gewünscht ist. Max Frisch hat in seinem Buch "Biedermann und die Brandstifter" gut herausgearbeitet, welche "frommen Unschuldslämmer" den Hass noch befeuern, indem sie ständig Öl ins Feuer kippen - und sich tatsächlich wundern, wenn dann das Haus brennt.

Der dramatische Anstieg mehr oder weniger gedankenloser wie geschichtsvergessener Berichte in deutschen Medien wirft die Frage auf, ob die Erziehung durch eine "deutsche Mutter" ausgerechnet bei Journalisten und Journalistinnen wirklich keine Folgen hinterlassen hat. Die narzisstische Plombe, von der persönlichen wie politischen Vergangenheit bitte nicht alle schmerzhaften Details wissen zu wollen, ist ja seit einigen Jahren Forschungsgegenstand der Soziologie, auch weil es so auffällig stereotype Verdrängungsmechanismen in Deutschland gibt. Konforme Aggression mit vorhersehbaren "Bewältigungsstrategien" (vgl. Geschichtsbuch). Ein Kanon selbstgerechter Schuldzuweiser braucht sich nicht selbst zu hinterfragen, warum schwarze Pädagogik noch immer die radikalsten und extremsten Fundamentalisten hervorgebracht hat, die mit Dogma und Stigma rationalisierte Projektionsflächen für den Hass suchen, der ihnen früh und mit Vorsatz "beigebracht" wurde.

"Es ist so bequem, unmündig zu sein" (Kant). Das gelebte Pseudochristentum ist die gefährlichste "Religion" der Welt. Schon das 4. Gebot verhindert eine dringende, emotionale Aufklärung, damit Eltern - Väter wie Mütter - als Täter möglichst niemals auch nur in die Nähe eines bösen Verdachts geraten. Wie zu Freuds (sic!) Zeiten gerät dann eine immer unreflektiertere, dennoch verkopfte, entfremdete Gesellschaft in die altbekannte hysterische Leitneurose und reproduziert unbewusst die Muster aus der eigenen Kindheit: Eine einzige Zuchtmeisterei, Maßregelung und Belehrung Anderer, eine "Pädagogik" aus Beschuldigung und Beschämung, autoritäre Aggression, die z.B. "lehrbuchmäßig" am schamlosen wie unzweifelhaft boshaften Verhalten der deutschen Regierung gegenüber Griechenland zu beobachten war. Die gleiche widerwärtige Opferschelte, mit der misshandelte Kinder von Tätern auch noch beschuldigt werden. Die gleiche widerwärtige Opferschelte und der gleiche, infame Versuch der Schuldumkehr wie das bezeichnende "Jedem das Seine".

Es sind kaum fassbare, perfide Erziehungstraditionen, die das ganze zynische Spiel von Politik, Medien und Wirtschaft "völlig normal" erscheinen lassen - es ist Erziehung, die eine ganze Bevölkerung zu gewaltbereiten Mitläufern und Tätern machen kann. Der Film "Das weisse Band" behandelt das Thema, vgl.

http://www.arte.tv/guide/de/048769-000-A/es-war-einmal-das-weisse-band

Vielleicht ein paar Gedanken, ob das "Heimatland des kollektiven Amoklaufs" (vgl. Geschichtsbuch) gar nicht so unerklärlich immer wieder neue "Helden der Gewalt" gebiert. Wenn ökonomische "Gewalt" (mit weitaus mehr Todesopfern) gefeiert, verherrlicht, honoriert wird, aber alarmistische Panik aufbrandet, wenn EINE plumpe, sichtbare Gewalttat EIN Opfer zählt, werden deutsche Gesellschaftsentwürfe genauso wie andere suizidal-kapitalistische Systeme scheitern, weil sie auf die Produktion dummer Gewalt angewiesen sind - Kollateralschäden sind da genauso eingepreist wie jeder andere "unvermeidbare" Verkehrstote...

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