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  • Anat

310 Beiträge seit 28.10.2012

Licht-Schatten-Zyklus

Ich hatte schon immer den Eindruck, dass es in der Geschichte immer
einen Wechsel zwischen den Geisteshaltungen "finsteres Mittelalter"
und "Aufklärung" gibt, wobei keins der beiden Extreme ein
Wohlfühlklima für den durchschnittlichen Menschen darstellt: Beide
sind auf ihre Art zu restriktiv, um eine volle Entfaltung des
Menschen innerhalb der Sphäre, in der er keinem anderen schadet,
zuzulassen.

Im "finsteres Mittelalter"-Modus geschieht dies durch Law-and-Order
durch übergeordnete Instanzen, die bereits nicht geäußerte Gedanken
und unvertretreten Haltungen als sündhaft, häretisch, ketzerisch
respektive allgemein verboten unter Strafe stellen. Sei es nun, dass
"unkeusche Gedanken" beichtpflichtig sind, nicht-begangene Verbrechen
mit dem Scheiterhaufen bestraft oder opferlose Fiktion als
Einstiegspunkt zu Straftaten gilt, und damit selbst eine Straftat
darstellt.

Im "Aufklärung"-Modus wird das Menschenbild schlichtweg derart
mechanisiert, dass jegliche Bedürfnisse als krankhaft und
behandlungswürdig abgestempelt werden.

Wie gesagt, beides bildet kein Wohlfühlklima für den
durchschnittlichen Menschen. Der Zeiger scheint gerade stark Richtung
"finsteres Mittelalter" auszuschlagen. Positiv empfinde ich nur, dass
mit der als immer weiter beschleunigt empfundenen Zeitgeschichte der
Wechsel zwischen beiden Extremen häufiger stattfindet, und damit
öfter Zeiten eintreten, in denen ein Mensch halbwegs sinnvoll
existieren kann ohne zwangsweise als sündig oder krank abgestempelt
zu werden.

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