es war dunkel, es war kalt. wo bin ich und wie finde ich den weg zurück zur herde? die beine des lämmchens zitterten vor kälte und vor angst.
der mondschein in dieser sternenklaren nacht ermöglichte dem lamm immerhin ein wenig sicht mit seinen kleinen äuglein, aber leider war es deswegen auch weit zu sehen. der weg war steinig, überall lauerten gefahren. einmal wäre es beinahe in einen abgrund gestürzt, etwas später löste ein fehltritt eine kleine lawine aus, als ein stein den abhang runterkullerte und andere steine mit sich riss.
und so passierte das, was passieren musste: eine andere schlafende wölfin wurde durch den lärm geweckt, es war das alphatier des wolfrudels...
ruckzuck hat die mächtige wölfin die quelle des lärms geortet und das schneeweisse lamm entdeckt. sie konnte in der dunkelheit viel besser sehen und das terrain war ihr revier, das lämmchen hatte keine chance zu entkommen.
ein kurzer sprint, ein paar kleine sprünge und schon stand das riesige tier mit rotglühenden augen vor dem lamm. oh nein, jetzt bin ich verloren, was soll ich nur tun?
die vorderbeine des lämmchens knickten ein vor angst. von ganz unten herab blickte es ängstlich nach oben und konnte die spitzen und weissen zähne der wölfin deutlich sehen, die im mondschein funkelten.
die alphawölfin leckte sich mit ihrer grossen langen zunge über ihre lippen, doch auch diesmal hatte das lamm glück: die wölfin hatte schon gefressen und war schon satt, dennoch wollte sie sich die beute nicht entgehen lassen, also packte sie das opfer und schleppte es in ihren bau, das lamm wurde ohnmächtig.
dieser leckere snack sollte ihr frühstück werden, also schob sie das bewusstlose lämmchen in die hinterste ecke ihres baus, um es später zum morgengrauen zu fressen. sie legte sich gemütlich davor und schlief ein.
nach einer weile kam das lamm wieder zu bewusstsein. oh nein, schon der dritte bau heute nacht! das darf doch nicht wahr sein, hätte ich mich doch nur nicht von der herde entfernt!
es half nichts, direkt vor dem lämmchen schlief die riesige wölfin tief und fest, es gab keine chance unbemerkt zu entkommen. doch plötzlich hörte das lamm knurrende geräusche: die beiden anderen wölfinnen hatten die witterung aufgenommen und ihre beute im bau erschnüffelt.
die alphawölfin wurde durch das knurren geweckt und sah die beiden anderen wölfinnen vorm eingang stehen. "hey, das ist unsere beute, was fällt dir ein!"
"nein, das ist meine beute, verschwindet!" brüllte die alpha und sprang nach draussen. die beiden anderen wölfinnen griffen an, es wurde ein erbitterter kampf und machte den weg für das lamm unerwartet frei: es nutzte die gelegenheit und konnte tatsächlich entkommen!
hastig rannte es im morgengrauen davon, nichts wie weg hier, ich will doch nur leben!
dem lamm gelang die flucht und nanu, ist das da vorne meine herde? der hirte sah das verlorene lämmlein sofort und war zwar erleichtert, aber auch ein wenig wütend. also kehrte er mit der herde zurück und sperrte das lamm in den stall ein. "du hast zur strafe hausarrest, es soll dir eine lehre sein."
froh wieder in sicherheit zu sein, legte sich das lamm hin und schlief vor erschöpfung unverzüglich ein...