Freihandel ist immer gut. Man sollte nur wissen was er bewirkt und wie er vertraglich ausgestaltet wird.
1. Freihandel erzeugt eine höhere Produktivität. Täte er das nicht, wäre er sinnlos. Höhere Produktivität bedeutet aber höhere Arbeitslosigkeit _oder_ höheres Wirtschaftswachstum, das über eine höhere Staatsverschuldung induziert wird. Das ist alternativlos wenn die Geldpolitik am Ende ist.
2. Bisher war es nötig, dass die Kapitalinteressen die Politik bestechen müssen. Das ist mit TTIP nicht mehr nötig. Die im Euroland geplanten Gesetze müssen vorab der USA gemeldet werden. Damit können die schon während des laufenden Gesetzgebungsverfahren genau sagen welche Formulierung wie viel an Schadensersatz kosten wird. Damit ist das Freihandelsabkommen in der jetzt geplanten Form ein Mittel zur Korruptionsbekämpfung. ;-P
3. Der US-Dollar ist zur Zeit stark überbewertet, was man an den Leistungsbilanzdefiziten genau sehen kann. Ich sage voraus, dass die Chinesen die volle Konvertierbarkeit des Yuan genau zu dem Zeitpunkt abschließen werden, wenn TTIP unter Dach und Fach ist. Dann wird sich zeigen wozu die angeblich pleite gewordene USA mit den angeblich nicht wettbewerbsfähigen US-Unternehmen in der Lage ist.
4. Chlorhühnchen oder genveränderte Lebensmittel (oder sonst noch einiges andere was der Chemieindustrie eingefallen ist oder einfallen wird) interessiert den auf Existenzminimum gesetzten europäischen Arbeitslosen, Niedriglöhner oder Rentner einen Dreck. Hauptsache es ist billig und man hat mal wieder etwas zwischen den Zähnen. Ich sage der teilweise noch bäuerlichen Nahrungsmittelerzeugung im Euroland eine schwere Zukunft voraus.
5. Beim Investorenschutz stellt man sich wohl leichtgläubig vor, dass ein US-Unternehmen bei uns neue Produktionsstätten errichtet und dann entschädigt wird, wenn Gesetze gemacht werden die den voraussichtlich kalkulierten Gewinn mindern. Das trifft zwar auch zu, ist aber nicht der Punkt. Dieser Abschnitt des TTIP schützt jeden Spekulanten der sich auch nur europäische Aktien kauft und dann die Dividende wegen Gesetzen nicht so ausfällt wie er sich es erträumt hat. Ich verweise bei diesem Punkt auf den Versuch einiger Investoren im Fall HRE, die bei ihrer Klage vermutlich im Gedanken schon im TTIP-Zeitalter waren.
Schließlich: TTIP wird ausgehandelt zwischen der dummen und konzeptionslosen EU-Administration und gewieften in Wirtschaftskriminalität erfahrenen US-Anwälten. Wer da den Kürzeren zieht dürfte wohl klar sein.