Man kann auch mal die ideologische Brille absetzen und auf die Zukunftspläne der Energiewende schauen. Solar- und Windenergie sind sehr effizient und billig. Die Stromproduktion der EE ist allerdings schwankend. Deshalb soll in Zukunft überschüssiger Strom, der beim Ausbau der EE anfallen wird, genutzt werden, um z.B. Wasserstoff zu produzieren. Es ist realistisch, dass EE sehr viel Strom produzieren wird, der nicht sofort verbraucht wird, somit in solche Speicherenergieträger fließen kann. Aufgrund des enormen Potentials der EE Strom zu produzieren, wird es auch im EU-Binnenmarkt ein Wasserstoffhandel geben, der die derzeitigen ökonomischen Unwuchten von Nord-Süd verringert.
Der Austieg aus der Kernenergie ist nicht politisch ideologisch, sondern hat rationale Gründe. Das sind Sicherheitsbedenken, die von denen, die die Abschaltung politisch-ideologisch beurteilen derartig klein geredet werden, dass dies nur mit politisch-ideologischem Agitprop erklärt werden kann. Dann ist die Endlagerfrage ungeklärt. Desweiteren möchte niemand nuklear belastete Anlagen und Materialien vor seiner Türe, am wenigsten Politiker, die pro Atomkraft sind, in ihren Wahlkreisen. Außerdem beißt sich das zentrale atomare Energiesystem, was in jeder Hinsicht sehr träge daherkommt, mit einem dezentralen und sehr flexiblen. Zuletzt gab es 2011 einen Konsenz in der Politik, aus der Atomenergie auszusteigen. FDP-Rösler hat die meisten Meiler abschalten lassen, ist der jetzt böse politisch-ideologisch? Weil Kernenergie in allen Belangen träge ist, kann nicht einfach Austieg/Einstieg/Ausstieg/Einstieg umgesetzt werden. Die Betreiber der AKWs wollen selbst dieses hin und her nicht, darüberhinaus ist es sehr teuer, was den eh schon sehr teuren Atomstrom zusätzlich verteuert.
Ich finde es seltsam, wenn einerseits argumentiert wird, der Strompreis in Deutschland sei zu teuer, was ökonomisch ein Desaster sei, dann aber zu sagen, die teuerste Form der Stromproduktion, welche nur durch massive Subvention verbilligt wird, abzuschalten sei politisch-ideologisch. Wenn man also der Meinung ist, der Strom wäre für die deutsche Industrie zu hoch, könnte ja Subventionen fordern. Damit liegt man ja auch wieder auf der Argumentationslinie von Pro-Atom. Diese neoliberale Ambivalenz in der energiepolitischen Subventionsfrage macht die Argumentation nicht glaubwürdig.
Diese seltsame Abwertung im demokratischen Diskurs, die wohl darauf hinaus laufen soll, zu sagen man selber sei in der Argumentation und Meinung voll rational, während Andersdenkende irrational seien, halte ich für eine desaströse politische Kultur. Das geht an der Realität vorbei.
Ich habe hier im übrigen nur einige rationale Argumente für den Ausstieg dargelegt. Die Liste ist sehr lang und sprengt den Rahmen.