Karyptis schrieb am 27.05.2023 08:43:
Tatsache ist, dass die Lohnquote 2023 heute immer noch dieselbe ist wie 1983. die Verteilung der Wertschöpfung auf Gewinne und Löhne hat sich in vierzig Jahren nicht geändert. So schlimm kann es also mit der Umverteilung gar nicht sein.
Deutschland hat seit über 20 Jahren Reallohnverlust durch Lohnsteigerungen, die unterhalb der Inflationsrate - was bei der Teuerungswelle seit über einem Jahr schon krass auffällt - liegen. Und die auch hinter den Lohnsteigerungen der europäischen Nachbarn, vor allem Frankreich, zurückbleiben: beggar thy neighbor.
Und mit der Lohnquote geht es seit 1980 schon bergab, "immer noch dieselbe wie 1983" ist da wohl nicht wirklich zutreffend. Für das Thema "Umverteilung" ist sie zudem ungeeignet, da sie lediglich die Verteilung selbständiger vs. nicht-selbständiger Einkommen misst. Also eher eine strukturelle Kennzahl für die Entwicklung des Arbeitsmarktes.
Wenn Du Umverteilung bewerten willst, ist die Entwicklung der Einkommensverteilung aussagekräftiger:
https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61769/einkommensverteilung/
Und da kommt heraus, dass die "Vielverdiener" seit 1991 deutlich profitiert haben, zu Lasten der unteren 50% der Arbeitnehmer, deren Einkommensanteile gesunken sind. Respektive dem bereits in 1991 hohen Anteil der Vielverdiener am Gesamteinkommen. Das ist schon eine systematische Umverteilung "nach oben", wo ich mich immerhin schon mal schwertue, das mit "Leistung" zu korrelieren.
Berücksichtigt man dazu den Umstand, dass vor allem Verbrauchssteuern und -abgaben die unteren Einkommen überdurchschnittlich stark belasten, zudem mit Mieten und Lebenshaltungskosten in dem Zeitraum deutlich gestiegen sind, ist das schon ein Indiz für eine "Umverteilung", die sich für 60% der Arbeitnehmer ggü 1991 strukturell schon sehr ungünstig auswirkt.
Das bildet sich auch in der Verteilung der Vermögen ab:
https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61781/vermoegensverteilung/
Die reichsten 10% der Bevölkerung verfügen über mehr Vermögen als der ganze Rest. Und für die unteren 30% reicht es grade mal von der Hand in den Mund, also keine Möglichkeit, Vermögen zu bilden.