Ansicht umschalten
Avatar von alterpinguin
  • alterpinguin

mehr als 1000 Beiträge seit 05.12.2002

das hätte wahrscheinlich nicht gereicht, die USA waren 1870/71 noch nicht aktiv

Raumflieger schrieb am 25.08.2024 14:03:
Re: Irgendwie komisch

Hätte man den 1. Weltkrieg auch nur ein wenig "anders" beendet, vielleicht hätte es uns die Fortsetzung erspart.

Zumindest hier ist das vor so 30 Jahren gängige Geschichtsbuch ziemlich deutlich gewesen: der "Versailler Friedensvertrag" war im Grunde ein "Diktatfrieden". Ich weiß nicht, was heut drin steht, die Historiker sind sich aber ziemlich einig, dass damals eben kein Frieden auf Augenhöhe beschlossen wurde, sondern die Revanchisten federführend waren. Immerhin galt damals "Erbfeindschaft" zwischen Frankreich und dem deutsches Kaiserreich, die nicht erst mit dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 begonnen hatte.

Am Ende gab's genau zwei Gründe, warum der Österreicher sich zum F***** aufschwingen konnte: die so genannte Dolchstoßlegende, welche die Armee "im Felde unbesiegt lassen sollte", was vor allen Dingen von OHL General Ludendorff verbreitet wurde und eine dreiste Lüge war, als auch eben der "Friedensvertrag von Versailles", welcher effektiv Land & Leute demütigen und mit kaum erfüllbaren Forderungen auf Jahrzehnte kleinhalten sollte.

Im Grunde hätte man damals "einfach" die Forderungen knapper halten sollen. Der Kaiser hätte Kaiser bleiben müssen. Die Gebietsabtretungen wären kaum vermeidbar gewesen, hätten aber nicht im Osten, sondern im Westen des Kaiserreichs stattfinden müssen, da hier der Krieg bis zuletzt tobte, während der Separatfrieden mit Russland bereits 1917 vollzogen worden war (und technisch gesehen hatten die Deutschen "gewonnen").
Die Besetzung des Ruhrgebietes zur Deckung eines Teils der Reparationen ist mE nach akzeptabel, hätte aber zeitlich terminiert werden müssen. Da die Reparationszahlungen auf 99 Jahre (!) ausgelegt waren, hatten die effektiv den Charakter von Tributzahlungen, da ging's also auch weniger um "Kriegsschadenersatz" als um "Demütigung".
Die grundsätzliche Demilitarisierung der Streitkräfte zu Lande, Wasser & in der Luft wiederum ist angesichts des Krieges wieder verständlich, hätte aber ebenfalls terminiert werden müssen.

Am Ende des Tages hätte klar sein müssen, dass nach 20, 25 Jahren spätestens die Forderungen aus dem Friedensvertrag von Versailles vollumfänglich hätten erfüllt werden können. Das wären immernoch sehr harte Bedingungen gewesen, aber hätten vermutlich dem Österreicher weit weniger Nahrung gegeben, um sich als "Erlöser" präsentieren zu können - um anschließend die Welt in eine zweite Dunkelheit zu stürzen.

das hätte wahrscheinlich nicht gereicht, die USA waren 1870/71 noch nicht aktiv in Europa und besonders GB/UK war es lieber, dass Frankreich verliert als das zersplitterte Deutschland. Erst mit dem Kaiserreich existierte wieder ein großer Gegenspieler auf dem Kontinent. Davor war das nur Frankreich (in groben Zügen) gewesen. Einerseits hätte der deutschen Führung klar sein müssen, dass mit der Existenz als vergleichsweise großes deutsches Kaiserreich ein erneuter Krieg gegen Frankreich unter ganz anderen Vorzeichen statt finden würde. Das gleiche gilt auch für den WK2 nachdem der Kriegseintritt der USA zum WK1 ja nicht unbemerkt geblieben sein konnte. Schon den WK1 hätte sich das Kaiserreich verkneifen müssen, aber die Verblendung war offenbar zu groß (mir fehlen eigentlich die Worte um die diversen "adligen Strippenzieher" zu charakterisieren).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten