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368 Beiträge seit 16.08.2001

Unzulässige Argumentationskette

Das Bewusstsein um die eigene Vergänglichkeit bringt vielfältige und
zuweilen groteske Meme hervor – es ist vermutliche der wichtigste
Antrieb der Kultur. Aber natürlich lässt sich daraus nicht schließen,
ob die ein oder andere Strategie gegen die Vergänglichkeit des
eigenen Bewusstseins (und Körpers) realisierbar ist. Allerdings lässt
sich - wie hier reichlich geschehen – trefflich lästern.

Die von Raul Rojas vorgebrachten prinzipiellen Argumente gegen die
Machbarkeit, sind wegen der für die Rekonstruktion und/oder
Simulation und/oder Übertragung des Bewusstseins geforderte
Perfektion, hier nicht anwendbar. Er hat also eine unerfüllbare
Perfektionsforderung ohne „Not“ eingebaut, um dann schlüssig
darzulegen, dass die Erfüllung unmöglich ist – z.B. Zitat: “Aber
angesichts der Komplexität und Selbstorganisation des Gehirns ist es
unvermeidlich, dass kein kleineres physikalisches System die Vorgänge
im Gehirn Eins zu Eins abbilden könnte. Das kompakteste Modell meines
Gehirns ist mein Gehirn selbst.„

Oder um es an einem Beispiel zu verdeutlichen: Vermutlich empfinden
viele Menschen (und ihrer Angehörigen) ihr Leben noch als authentisch
und lebenswert, wenn sie nach einem Unfall aus einem Koma erwachen
und 5 Prozent ihrer Erinnerungen verloren haben und sie sich in
einigen Punkten anders entscheiden, als vermutlich vor dem Unfall. 

Wer also solche Einschränkungen hinnimmt, für den wäre auch eine
nicht perfekte „Rekonstruktion“ auf Datenbasis oder per Kryonik eine
akzeptabel Strategie gegen die eigene Vergänglichkeit. Wie viel
Abweichung der Einzelne für noch hinnehmbar halt, ist natürlich
individuell. Also mehr als 30 Prozent fände ich hart. Wo wäre eure
Grenze?

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