Vielen Dank für Ihre Rückmeldung und die Klarstellung bezüglich der exterritorialen Rechtslage von Botschaften und Stützpunkten. Sie haben völlig recht: Nach dem Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen von 1961 genießen nur diplomatische Missionen besondere Immunitäten und Privilegien. Das bedeutet, dass Botschaften nicht formal als "Staatsgebiet" des Entsendestaates gelten, sondern lediglich vor dem Zugriff des Gastlandes geschützt sind.
Im Fall von Tartus handelt es sich jedoch um eine militärische Einrichtung, die auf Grundlage bilateraler Abkommen betrieben wird. Diese Abkommen können Regelungen enthalten, die einer diplomatischen Mission ähneln, etwa Immunitäten für Personal und Güter, doch das macht den Stützpunkt natürlich nicht zu russischem Staatsgebiet. Der Vergleich zur Botschaft diente in meinem Text eher als veranschaulichende Analogie, aber ich sehe, dass dies missverständlich wirken könnte. Vielen Dank, dass Sie darauf hingewiesen haben.
Was die Kündigung solcher Abkommen betrifft, ist es tatsächlich eine komplexe Angelegenheit. Selbst wenn eine neue syrische Regierung entstehen würde, könnte sie nicht automatisch bestehende Verträge ignorieren, ohne schwerwiegende rechtliche und politische Konsequenzen in Kauf zu nehmen. Russland würde in einem solchen Fall auf vertragliche Vereinbarungen pochen und könnte internationale Schiedsstellen anrufen. Einseitige Vertragsbrüche sind im Völkerrecht heikel und selten ohne Folgen.
Die hypothetische Möglichkeit, dass „höfliche Menschen“ in Tartus auftauchen könnten, ist durchaus ein realistisches Szenario, wenn man die russische Militärdoktrin betrachtet. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass Russland seit Jahrzehnten an einer strategischen Präsenz in Syrien arbeitet und es vermutlich nicht kampflos aufgeben würde. Tartus ist für Russland von erheblicher geopolitischer Bedeutung, insbesondere zur Sicherung seiner Mittelmeerpräsenz.
Eine Frage bleibt: Warum sollte eine neue syrische Regierung einen solchen Schritt überhaupt unternehmen? Wie ich bereits im Text angedeutet habe, ist es fraglich, ob das im strategischen Interesse Syriens läge. Die neue Regierung müsste die Vorteile und Risiken eines solchen Vorgehens sorgfältig abwägen, und es ist keineswegs sicher, dass sie zu einem Bruch mit Russland bereit wäre – insbesondere angesichts der Ungewissheiten, wie sich die regionale und internationale Lage entwickeln könnte.