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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Sichtblende

Knapp daneben, Herr Jödicke. Ich beginne einmal mit dem Richtigen, man soll ja das Kritisierte zuerst stark machen. Zweifellos trifft es zu, dass Tronald eine faschistoide Weltsicht hat. Er kommt aus der Wirtschaft, in der es keine Demokratie gibt, in der vielmehr diktatorisch agiert wird, auch wenn es eine Art Ritterstand gibt - das Aktionariat -, das gelegentlich ein wenig dazwischenfunken kann. In Tronalds Branche - der Immobilienhandel - sind mafiöse Methoden an der Tagesordnung, es ist daher kein Wunder, dass er das eins zu eins auf die Weltpolitik überträgt.
Das ist dann schon alles Zustimmende, was sich über den vorstehenden Artikel sagen lässt. Dagegen gibt es viele Kritikpunkte: die Personalisierung; die wesentlichen Strebungen von Tronalds Politik werden von einem Grossteil der u.s.-amerikanischen Elite geteilt. In der Asyl- und Immigrationspolitik wird im Parlament seit Jahrzehnten jede Klärung verhindert. Dass China der strategische Hauptgegner ist, wurde kürzlich in diversen offiziellen Berichten bestätigt. Hinter der Containment-Politik gegen China steht das Militär, steht die fast geschlossene Politikerklasse. Die entsprechende Politik wurde auch schon von der Vorgängerregierung verfolgt, gewiss, der Stil war ein anderer. Gestern hat Schumer, die wichtigste Figur der Demokraten im Parlament, ausdrücklich den eingeleiteten Handelskrieg gegen China gelobt.

Es ist übrigens nicht einmal völlig auszuschließen, dass Trump in den nächsten Monaten einen Deal mit dem Iran macht, den er ebenso pompös feiern wird, allein um von der Substanzlosigkeit der letzten Deals abzulenken.

Das ist übrigens kreuzfalsch. Wenn es etwas gibt, worin sich Tronald und praktisch das geschlossene Parlament einig sind, ist es die Feindschaft gegen den Iran. Es ist diese Logik, die die usa dazu bringt, den genozidalen Krieg Saudiarabiens und der Emirate gegen den Jemen massiv zu unterstützen. Die Houthis seien Iran-Proxies. Das stimmt zwar (noch) nicht, aber die Realität hat in Washington schon immer eine untergeordnete Rolle gespielt.

Der Binnenmarkt mit riesiger Nachfrage ist in den USA und den hat Trump als Trumpf in der Hand

Das kann nur schreiben, wer der Propaganda von der wirtschaftlichen Erholung in den usa glaubt. Die Lebenserwartung sinkt, die Selbstmordrate steigt, die Arbeitsquote stagniert auf äusserst niedrigem Niveau, der private Schuldenstand steigt unaufhörlich, die Löhne steigen zwar leicht, aber nicht real. Millionen gutbezahlte Jobs sind von Junkjobs ersetzt worden. Und so weiter. Da gibt es keine riesige Nachfrage. Um Industriejobs zu restaurieren, muss das Lohniveau weiter gedrückt, mit maximaler Automatisierung agiert werden. Wo soll da die Kaufkraft herkommen? Soll jeder Milliardär 100'000 Autos kaufen?

Ohne Frage ist Trumps Bereitschaft zu loben, mit allen und jedem zu reden.

Worin äussert sich diese Bereitschaft? Im Gipfel mit Kim? Dass der senile Greis dem kleinen Dicken die Botschaft überbracht hat, lauf zu uns über, oder wir verwandeln dein Land in eine atomare Wüste? Dass er ihm und der Welt Honig ums Maul schmiert, gehört zum Grund-Know how eines jeden Maklers. Es ist ja auch verlockend. Ohne Krieg könnte man Nordkorea übernehmen, einen neuen Markt, billigste Arbeitskräfte ausbeuten, gewaltige Vorräte an wertvollen Mineralien, u. a. das weltgrösste Vorkommen an seltenen Erden, das eigne Militär an der sino-koreanischen Grenze. Traumhaft - jedenfalls einen Versuch wert.
Die Dinge entwickeln sich, sie entwickeln sich schnell. Die CSU könnte sich in Bälde als AFD-Steigbügel entpuppen, auch wenn sie zweifellos selbst das Gegenteil anstrebt, einen Rechtsrutsch Deutschlands auslösen, die EU ins Wanken bringen. Das ist nicht Tronalds Werk. Der Zeitgeist arbeitet für ihn, aber er ist expendable, wenn der Moor seine Arbeit getan hat, wird er gegangen. Im Moment ist er die bestmögliche Sichtblende.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (16.06.2018 20:19).

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