Erst einmal ist es geradezu widerwärtig, wenn jemandem, der vier Jahre vor dem Untergang der DDR im Alter von 14 Jahren eine Stasi-Verpflichtungserklärung unterschrieben hat, das als Erwachsenem 30 Jahre später vorzuwerfen. Niemand sollte einem Erwachsenen Taten, die er als 14jähriger begangen hat, vorwerfen dürfen, schlicht und ergreifend weil ich 14jährigen generell die Fähigkeit abspreche, die langfristigen Folgen solcher Taten auch nur annähernd abzuschätzen.
Speziell im Fall Holm sollten westdeutsche bürgerliche Parteien (wozu ich auch die Berliner CDU zähle) schon allein deshalb den Ball flach halten, weil sie sich nie von ihrer eigenen Nachkriegs-Vergangenheit distanziert haben. Adenauer wird zugeschrieben, dass er die Weiterverwendung hoch belasteter NS-Kader damit rechtfertigte, dass man das schmutzige Wasser nicht auskippen könne, solange man kein sauberes hätte.
Es ist deshalb anzunehmen, dass Holms Stasi-Vergangenheit keine Rolle spielen würde, wenn er sich nach der Wende zum Konservativen gewandelt hätte. Dann wäre er wohl von den Bürgerlichen als gelungenes Beispiel für die Resozialisierung ehemaliger Stasi-Kinder gefeiert werden. Aber weiterhin linke Positionen zu vertreten - das geht gar nicht.
Die Stasi-Vorwürfe gegen Holm dienen also nur dazu, linke Positionen zu diskreditieren, ohne sich mit ihnen auseinandersetzen zu müssen. Ein alter billiger Trick der Bürgerlichen, und zwar nicht erst seit der "Rote Socken"-Kampagne unter Kohl, sondern seit Gründung der Bundesrepublik.