Ich kann diese Argumentation nicht nachvollziehen, aus mehreren Gründen.
Der implizierte Vergleich mit der Tabakindustrie passt nicht.
1. a) Im Gegensatz zu den Produkten der Tabakindustrie ist Mobilität unverzichtbar.
b) Die Abwägung zwischen ÖPNV und Individualverkehr ist Sache eines Staates und nicht des Herstellers eines gewissen Mobilitätsprodukts (und eines anderen, zB der Bahn, nicht - warum?). Zumal auch Siedlungspolitik in den Mobilitätsbedarf eingeht (Pendler...)
c) CO2 entsteht nicht nur im Verkehr sondern auch an anderen Stellen. Die Bewertung von CO2 insgesamt kann daher nicht die Sache eines einzelnen Produktherstellers sein, dessen Produkte CO2 erzeugen
d) der heutige Stand der Technik der Autos, die ja viel weniger CO2 erzeugen als früher, war nur durch langjährige wirtschaftliche Tätigkeit eines Hersteller möglich, der jetzt dem Hersteller nicht vorgehalten werden darf, ohne den Nutzen der aktuellen Technik auch anzuerkennen.
2. Unser aktuelles Klimaproblem entsteht durch CO2 Ausstoß pro Person mal Anzahl der Personen. Der Ausstoß pro Person besonders in den armen Ländern wird zunehmen, wo immer diese Wohlstand erreichen können. Soll VW jetzt auch noch für mangelnde Familienpolitik, Bildung und Verhütung in Ländern mit stark steigender Bevölkerung verantwortlich gemacht werden?
3. Die Folgen der Klimaveränderungen sind ja so gravierend, weil die betroffenen Personen, insbesondere in Asien und Afrika, aufgrund der hohen Bevölkerung und der geschlossenen Grenzen nicht durch Völkerwanderung ausweichen können, wie das früher geschah. Denn Klimaveränderungen gab es immer, und oft waren diese auch plötzlich, zB durch Vulkanausbrüche. Für die Unmöglichkeit dieser Ausweichbewegungen kann VW rein gar nichts.
4. Es gibt jährlich 40 Millionen Hungerstote, die meisten in Folge von Kriegen und ähnlichen Auseinandersetzungen. Direkte Kriegstote sind mehrere 100 000 pro Jahr. Das sind weit mehr als Klimatote, auch mehr als zu erwartende Klimatote. Niemand nimmt Politik oder gar Waffenindustrie in die Verantwortung. Gleiches gilt für 1 Mio Tuberkulosekranke pro Jahr.
Der wichtigste Punkt: Wenn man sich Temperatur und CO2 in den letzten Millionen Jahren, seit es affenähnliche Lebewesen bis hin zum Menschen gab. dann erkennt man, dass nur permanente Anpassung ein Überleben möglich machte. Oft waren Veränderungen auch durchaus plötzlich (Vulkane, Meteoriten...). Die geringe Bevölkerung konnte durch Anpassung und Wanderung den Folgen entgehen. Das wäre heute aufgrund der großen Bevölkerung deutlich schwieriger, und wird durch Politik unmöglich. Nur mal von den Zahlen her: Würden alle Afrikaner nach Nordeuropa (Russland, Nordamerika, Alaska) und auch nur dorthin, wo sich die Anbaubedingungen durch den Klimawandel verbessern (auch wenn man dann dort etwas Technologie wie Bewässerung brauchen würde, zB wegen Trockenperioden), dann wäre dort nur eine sehr moderate Bevölkerungsdichte! Dass sowas nicht denkbar ist, dafür kann VW rein gar nichts. Es ist also nicht der Klimawandel das Problem, sondern Politik.
Statt Beschuldigungen müssen wir überlegen wie wir mit den Folgen des Klimawandels optimal umgehen. Und statt immer wieder Ländern wie Deutschland eine historische Schuld anzuhängen, ist anzuerkennen, dass Länder wie Deutschland erst die Produkte hervorgebracht haben, mit denen man heute agieren kann. Ein modernes Kraftwerk hat den zehnfachen Wirkungsgrad wie eine Dampfmaschine. Wenn andere Länder diese einsetzen, hätte ich gerne die entsprechenden CO2 Rechte im Gegenzug, die im Zuge der Industrialisierung erforderlich waren, um eben diese Produkte zu erzeugen.
"Leider" hat auch die Industrialisierung zu dem medizinischen Fortschritt geführt, der die jetzigen Bevölkerung hervorgebtracht hat. Sollen wir uns auch dafür schämen?
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (20.01.2023 15:57).