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  • ratwol22

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2022

Hier ein längerer Text als Antwort

Aureolus schrieb am 10.10.2023 08:31:

In Schriftform vielleicht, jedoch nicht in Form von Personen, die über diesen langen Zeitraum Mitglieder in isl. Organisationen waren.

Der Anteil derjenigen -mehr oder auch weniger religiös motivierter- Terroristen, die volle 1300 Jahre lang ihr Unwesen getrieben hätten, dürfte tatsächlich überschaubar sein.

So wie mein Satz dort steht, ist er tatsächlich Quatsch.
Selbstverständlich meine ich die Existenz von Organisationen über einen entsprechend langen Zeitraum, in denen dann eine über die Jahrhunderte ständig wechselnden Belegschaft die Überlieferungen eines Islamismus bis in die Gegenwart hegt und pflegt und so erhält.
Diese Organisationen wären dann auch keine Glaubensgemeinschaften mehr, sondern sie wären Institutionen.
Institutionen vergleichbar mit den Kirchen existieren in muslimischen Gesellschaften nicht mit zwei Ausnahmen: aktuell die Islamische Republik Iran, die 1979 entstand und in der Vergangenheit das Kalifat, daß mit dem Tod des 4. Kalifen Ali endete (seitdem haben sich die Gesamtheit der Muslime nie wieder auf einen gemeinsamen Kalifen einigen können)

Aureolus schrieb am 10.10.2023 08:31:

Dass die Eroberungen –etwa in Nordafrika– vorgeblich "gewaltfrei" über die Bühne gegangen wären, würde mich ebenfalls eher wundern.

Das würde nicht nur Dich wundern, sondern auch mich.
Die Islamische Expansion begann kurz nach dem Tod des Propheten mit dem 1. Kalifen Abu Bakr. In weniger als 150 Jahren haben die muslimischen Araber von der Halbinsel aus ein Gebiet erobert, das mindestens doppelt so groß war wie das Römische Reich zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung (etwa 110 n. Chr.) und am Ende von Spanien über Nordafrika und Vorderasien bis Indien reichte.

Ein solches Reich errichtet kein Heerführer mittels Verteidigungskriegen.
In meinem Wortschatz gibt es nur zwei Begriffe, die dieser Invasion gerecht werden: Kolonialismus und Imperialismus.

Als die Araber während der Islamischen Expansion Nordafrika eroberten, wehrten sich die dort lebenden Imazighen nicht gegen diese Invasion. Sie konvertierten auch willig und recht schnell zum Islam. Der Kalif im Bagdad verlangte von allen unterworfenen Völkern Tribute. Doch als sich die Tributzahlungen der Imazighen von Sachwerten hin zu lebendiger Ware änderten, der Kalif verlangte die Lieferung ihrer Töchter, da wurden die Imazighen richtig sauer. Sie griffen zur Waffe und haben die Araber so schwer verdroschen, daß dem Kalifen in Bagdad für die folgenden einhundert Jahre die Herrschaft über ganz Nordwestafrika entzogen wurde.

Über die Niederwerfung des Persischen Reiches und den Angiff auf die hinduistischen Kriegerfürsten in Indien ließe sich ähnliches berichten.

Aureolus schrieb am 10.10.2023 08:31:

FRAGE: Was genau wäre eigentlich Deine These? Ja, was Du als "Islamismus" bezeichnest ist tatsächlich nicht wirklich neu, aber macht das tatsächlich irgendwas besser? Für beispielsweise das Massaker auf dem Musikfestival vom Wochenende gibt es klare religiöse Anweisungen. Ja, der Iran dürfte da mit drin hängen.

Mit meinen Beiträgen will ich gewiß keine Thesen aufstellen. Ich weiß beispielsweise nicht, ob der Islamismus noch mehr eskalieren wird, als durch den IS in unserer Gegenwart. Genausowenig werde ich ein Urteil wagen darüber, ob er im Niedergang begriffen ist.

Der Grund für meine Beiträge ist der Disput über Ursprung und Charakter des Islamismus.
Da gibt es solche Menschen, die davon überzeugt sind, daß der Islamismus durch die US-amerikanischen Administrationen erschaffen und rekrutiert wurde. Auf der anderen Seite gibt es die Menschen, die der Meinung sind, daß der Islamismus ein anti-kolonialer Widerstandskampf ist.
Nun: beide Seiten haben Unrecht. Islamismus dient vor allem erst einmal sich selber und er hat noch nie in seiner Geschichte irgendeinen Menschen befreit: die Anzahl der Opfer des islamistischen Terrors unter den Muslimen und Andersgläuben sind unfaßbar hoch!

Aureolus schrieb am 10.10.2023 08:31:

Wir wissen: Dass Religion mit Politik nichts zu tun hätte, ist kompletter Unsinn.

Daß Relgion mit Politik nichts zu tun hat, habe ich nie behauptet. Unsere Erfahrung zeigt das Gegenteil. In manchen Gesellschaften zählt die Relgion sogar zu der wichtigsten Gestaltungskraft gesellschaftlicher Ordnungen.

Was ich geschrieben habe, ist, daß Islamismus reine Politik ist und mit Religion nichts zu tun hat.
Im Islamismus reduziert sich die Religion auf ihre eschatolgische Perspektive.

Islamismus benutzt die Religion als Container für seine Ideologie.

Der Islamismus ist selber politisch, jedoch spricht er allem Politischen jedwede Selbstständigkeit ab.
Was diese Bewegungen von allen sozialrevolutionären Bewegungen unterscheidet, ist, daß sie wie selbstverständlich einen Bezug zur Vergangenheit, zu einem goldenen Zeitalter einführt (Zurückentwicklung), während sozialrevolutionäre Bewegungen ihren Focus auf eine utopische Zukunft richten.

So wie Islamisten handeln, kann man dem Ruf einer Relgion keinen größeren Schaden zufügen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (10.10.2023 17:49).

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