Vermutlich trifft es zu, dass der Rest der Welt nie mehr auf uns hören wird, wenn wir ihnen unsere Regeln erklären möchten. Ursache dafür ist meiner Meinung nach unsere völlig fragmentierte Weltsicht. Jedes Ereignis wird nach seiner Bedeutung für das aktuelle Narrativ gewertet, von jedem restlichen Kontext befreit und uns als Beleg präsentiert, dass wir die Guten sind, weil wir die Guten sind.
Im aktuellen Fall ist das die Vorstellung, dass der Konflikt keinerlei Vorgeschichte besitzt, sondern mit dem Angriff der Hamas begonnen hat. Alles andere ist für uns egal. Darüber nachzudenken, wie diese Situation entstanden ist, ist uns verboten.
Der Rest der Welt ist eher der Ansicht, dass der Konflikt zwischen Palästina und Israel – von Balfour bis Abraham – nahezu ausschliesslich Ergebnis westlicher Bemühungen ist.
Die selben Denkverbote hindern uns auch, Vergleiche zwischen Konflikten zu ziehen. Aus der Ukraine evakuierte Kinder haben "uns" so empört, dass wir einen internationalen Haftbefehl angestrengt haben, aber wenn in Gaza Kinder bombardiert werden – in Krankenhäusern, Schulen oder Wohngebäuden – lässt "uns" das kalt.
Im Ergebnis verwandelt uns das in das Äquivalent eines etwas schmuddligen, erregt Selbstgespräche führenden Manns ganz hinten im Bus.
gruss. luky