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  • RFish

691 Beiträge seit 01.01.2013

Stürmerisierung des deutschen Journalismus

Die Entwicklungen setzten bereits weit vor dem Ukrainekrieg ein. Bereits vor der Pleite der Frankfurter Rundschau ließ deren Qualität - insbesondere in der Osteuropa-Berichterstattung stark nach.

Als die Propagandawelle gegen Russland um 2011 in den deutschen Medien begann, habe ich gegenüber russischen Kollegen noch die "vielfältige freie deutsche Presselandschaft" verteidigt. Seitdem ich über Zeugen mitbekommen hatte, daß die Janukowitsch-Regierung aktiv durch EU/Deutschland/USA gestürzt wurde, habe ich genau hingeschaut.
Insbesondere die Nicht-Berichterstattung über die dabei involvierten Nazi-Gruppierungen - mit Wehrmachtshelmen und Nazi-Emblemen - hatten mich dann mehr als verwundert.

Seitdem ist es mit jedem Jahr schlimmer geworden. Noch bevor der russische Krieg gegen die Ukraine begonnen hatte, dachte ich, daß Hetze, Faktenfreiheit, Fake-Faktenchecks und Lügen nicht mehr zu steigern wären.

Doch weit gefehlt: Nach dem Massaker durch die Hamas an Israelis und der nachfolgenden offensichtlich gezielten Zerstörung der Gaza-Infrastruktur und dem Mord an Zivilisten durch Israel, verlieren Leute sogar ihre Jobs, weil sie sowohl die Hamas als auch die israelische Regierung für Verbrecher halten und auch noch wagen das zu sagen.

Wenn ich noch irgendeine brauchbare Informationen aus all der Propaganda bekommen möchte, muss ich bis hin zu so unsäglichen "Presseorganen" wie der Bildzeitung alles lesen, was mir unterkommt und versuchen aus Schnittmengen und Widersprüchen etwas "Wahrheit" zu extrahieren.
Beim Krieg zwischen der Hamas und Israel muss ich zusätzlich noch auf Al Jazeera ausweichen. Durch die originäre Berichterstattung ist der Sender überzeugender als die "embedded Papagei*innen" der Propagandaschau - auch wenn Al Jazeera ebenfalls tendenziös ist.

Hier kommt den "Alternativmedien" die extrem wichtige Rolle zu, Informationen zu bündeln, Widersprüche zu benennen, Zusammenhänge herzustellen und all das soweit wie irgendmöglich mit links und nachvollziehbaren Zitaten zu belegen. Je mehr eigene originäre Berichterstattung dabei möglich ist, umso besser. Damit geraten sie ins Visier der organisierten Propaganda-Abteilungen.
Nicht zu vergessen: Manche "Alternativmedien" sind auch selbst Propagandaschleudern. Wir haben heute leider ein Klima, in dem man niemandem mehr vertrauen kann - üblicherweise ein Kennzeichen totalitärer Staaten.

Mit dem vollständigen und historischen (zweiten!!) Versagen des deutschen Journalismus spielt Telepolis nun eine herausragende Rolle - mit faktenreichen Berichten, Analysen und Recherchen, die ein Gegenpol zur institutionalisierten Propaganda sind.
Das Spektrum umfasst dabei durchaus Extrempositionen, die manchmal auch im Esoterischen liegen, was aber alles zum Spektrum des Forums passt - breit, streitbar und immer mal wieder mit unerwarteten Argumenten.

Wer aus der Vergangenheit heraus verstehen will, was gerade passiert und noch kommen wird, der kann über die Feiertage vielleicht die bekannte Analyse von Hanah Arendt lesen:

Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft: Antisemitismus, Imperialismus, Totalitarismus; Hannah Arendt, 1955

Das wäre auch den Protagonisten der Heinrich Böll-Stiftung zu empfehlen, die - meiner Meinung nach - heute seinen Namen missbrauchen.

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