Was Putin will, hat er uns in Wort, Schrift und Tat seit Jahren mitgeteilt und spätestens nach dem Überfall auf die Ukraine in einem Angriffskrieg kann niemand mehr behaupten, er hätte von nichts gewusst, kein Forent, nicht die Redaktion und auch ein Herr Grassmann nicht:
Die Restauration eines euroasiatischen Machtblocks unter russischer Herrschaft mit den Mitteln des Krieges.
Kein Wort des Bedauerns für die Millionen Flüchtlinge, kein Wort des Bedauerns für die toten Ukrainer, kein Wort des Bedauerns für die toten russischen Soldaten, fast noch Kinder, deren Eltern nicht die notwendigen Mittel besaßen, die Schmiergelder aufzubringen und ihre Söhne aus dem Militärdienst freizukaufen.
Stattdessen die altbekannten Narrative der Rechtfertigung eines Angriffskrieges und des Überfalls auf ein souveränes Nachbarland.
Wenn man die Zeilen Herrn Grassmanns liest, könnte man zu der Auffassung gelangen, Putin hätte sich nach seiner Rede im Bundestag nie wieder öffentlich geäußert. Mann könnte meinen, er hätte den Machtverlust Russlands über sein stalinistisches Imperium durch den Untergang der Sowjetunion nicht als Katastrophe bezeichnet, die es zu korrigieren gilt. Man könnte meinen, er hätte keine Angriffskriege geführt. Man könnte meinen, er hätte nicht die Krim annektiert oder zumindest hatte er laut dem Autor ja ein "historisches" Recht dazu. Man könnte meinen, er hätte keine Mordaufträge geduldet. Man könnte meinen, er hätte Staaten nicht ihre Souveränität abgesprochen und deren Existenz als Fehler Lenins bezeichnet. Man könnte meinen, er begründet den Überfall auf die Ukraine nicht mit Argumenten, die auf ein halbes Dutzend weiterer Staaten in Nord- und Ost-Europa anwendbar sind.
Nein, Putins Denken Handeln ist laut Grassmann nicht bestimmt durch eine imperialistische Ideologie mit völkischen Sprenkeln und einer tiefen Verachtung gegenüber den liberalen Demokratien. Es ist die Folge des fortgesetzten Versagens westlicher Politiker: Freispruch für den Despoten.
Und als krönenden Abschluss stilisiert er den nützlichen Idioten, Altbundeskanzler Schröder, zu einer Hoffnung für die Diplomatie. Ausgerechnet Gerhard Schröder, der nach seiner Amtszeit nie mehr war als ein vergoldetes Aushängeschild.
Ja, die Politik und in einer Bürgergesellschaft letztlich wir alle haben versagt: Wir haben versagt, als Putin die Krim annektierte. Wir haben die Augen zugedrückt und die Ohren zugehalten und damit den Despoten zu immer neuen Grenzüberschreitungen ermuntert und in seiner Ideologie bestärkt, dass die Welt seinen imperialen Restaurationsplänen nichts entgegenzusetzen hätte und schon gar nicht die europäischen Staaten.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.03.2022 09:26).