Das Dollarsystem ist ungerecht und sein Ende überfällig

Den Trend zur Entdollarisierung hat die US-Regierung im Grunde selbst verschuldet oder jedenfalls massiv beschleunigt, indem sie den Dollar als Waffe zur Durchsetzung eigener Interessen missbraucht haben.

Das Dollar-Leitwährungssystem ist zutiefst ungerecht und neben der Kolonialvergangenheit die zweite Hauptursache für die Armut im Globalen Süden. Dadurch, dass der internationale Handel seit dem Ende des 2. Weltkriegs fast ausschließlich in Dollar abläuft, bleibt auch den Entwicklungsländern nichts anderes übrig, als sich Dollar zu borgen, um am internationalen Handel teilnehmen zu können. Wenn man dann seine Dollarschulden nicht zurückzahlen kann, gerät man sofort in die Fänge des US-hörigen IWF, der den armen Ländern neoliberale Ausgabenkürzungen auferlegt, die jegliche Chance auf Investitionen und damit wirtschaftliches Wachstum zunichte machen.

Aus dieser Dollar-Schuldenfalle gab es bis vor Kurzem kaum ein Entkommen. Wer versucht hat, dieses Finanzsystem zu sprengen, dessen Wirtschaft wurde mit Sanktionen ruiniert (z.B. Kuba, Venezuela) oder musste schlimmstenfalls gar mit Entmachtung und Hinrichtung rechnen (wie z.B. Saddam Hussein, der sein Öl nicht mehr in Dollar verkaufen wollte, oder Gaddafi, der eine Alternativwährung schaffen wollte). Die Volksrepublik China ist nun das erste Land, dass es dank kluger Industriepolitik und einem riesigen Binnenmarkt geschafft hat, sich vom Joch der Dollar-Hegemonie zu befreien. Der chinesische Erfolg sorgt nun dafür, dass andere Länder sich ermutigt fühlen, sich ebenfalls vom Dollar zu lösen. Daher die antichinesische Stimmungsmache in den Medien und der vom Westen begonnene Handelskrieg, es geht um die Dominanz des US-Dollars.

Doch die fehlgeschlagenen Russland-Sanktionen zeigen, dass sich die internationalen Kräfteverhältnisse neuerdings verschoben haben. Die Russen haben den Dollar gezwungenermaßen vollständig durch Rubel und die Währungen ihrer Handelspartner, allen voran den chinesischen Yuan, ersetzt - und es funktioniert. Die anderen Länder dieser Welt kriegen das natürlich mit, so dass nun gewissermaßen alle Dämme gebrochen sind. Wenn alle Länder des Globalen Südens gleichzeitig aus dem Dollar aussteigen, dann sind die USA nämlich machtlos, denn sie haben nicht die Kapazitäten, um all diese Länder mit Krieg zu überziehen und Sanktionen sind wirkungslos, solange die neue Wirtschaftsmacht China da nicht mitmacht.

Für die USA ist das ein echtes Problem, denn die hohe weltweite Nachfrage nach Dollars ist der Grund dafür, warum sie bislang quasi unbegrenzt Schulden machen konnten, ohne je in Zahlungsnot zu geraten. Für die armen Länder des Südens ist diese Situation hingegen eine einmalige Chance, sich vom Joch der westlichen Unterdrückung endgültig zu befreien und auch die verheerende Kolonialzeit, von der sie sich aufgrund der oben beschriebenen Dollar-Dominanz nie richtig erholen konnten, endlich hinter sich zu lassen.