Sigar schrieb am 12.07.2024 11:49:
Letztes Jahr hielt China noch mehr als 900 Milliarden Dollar an US-Staatsanleihen. So langsam scheint mir der Rückbau nicht zu sein.
Einfach mal https://sgp.fas.org/crs/misc/RS22331.pdf lesen.
Der Anteil ausländischer Inhaber an Dollarbonds geht seit ungefähr 2008 systematisch zurück, China baut seit ca. 2012 seine Bestände ab, z.B. hier:
https://en.macromicro.me/collections/51/us-treasury-bond/81306/top-10-countries-holding-us-debt
Bei den Zahlen nicht dabei sind aber private (und teilstaatliche) Anleger, man schätzt, daß China zu Hochzeiten (~2010) ca. 6 Billionen US-Dollar hielt (3+3), die offiziellen Zahlen liegen inzwischen unter 1 Billion, aber die realen (Staat, Privatfirmen, Banken usw.) Zahlen dürften immer noch wesentlich höher sein. China (und Indien und die meisten OPEC-Staaten) hat kein Interesse an einem starken Absturz des Dollars, aber BRICS & Co. werden dafür sorgen, daß die USA keine Petrodollars mehr drucken können. Man sollte auch nicht vergessen, daß rund 3% der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA nur aus Gelddrucken besteht. Dieser absurde Zustand geht seinem Ende entgegen.
Ob der Dollar dann ins Bodenlose fällt - das hat die USA selbst in der Hand. Schaffen sie es, ihre Schulden zu bezahlen - alles fein, demnächst sind das ~1 Billion Dollar jährlich. Aber bisher haben sie ihre Schulden gerne auch mit neuen Schulden bezahlt, und das geht nur, wenn der Markt weiter mehr Dollars braucht. Geht der Bedarf aber zurück, muß die USA mehr Anreize bieten - also Zinsen. Und diese erhöhen aber wieder die Kosten der Verschuldung - nennt man dann Teufelskreis..
Schön sieht man auch die starke Verflechtung der japanischen Politik mit den USA, denn Japan hat seit 2008 so viel Dollarbonds abgenommen, da fragt man sich schon, ob das im Sinne der eigenen Bevölkerung lief. Man muß ja schon glücklich sein, daß die Deutsche Bundesbank unabhängig genug scheint und dem Druck bisher standhielt. Ein Absturz des Dollars hätte für den deutschen Staatshaushalt erst mal nur geringe direkte Auswirkungen (um Vergleich zu anderen Ländern), während z.B. UK mehr als ein Sechstel seines BIP in Dollarbonds hält.