Re: Erst Wehrdienst Ost, jetzt Verweigerung

Ich hab damals klassisch verweigert.

Mein Kumpel hatte die Masche von wegen "Haben sie noch fragen? " "Stellen sie mir eine Waffe mit der ich Leute umbringen darf, oder darf ich die von Zuhause mitbringen? ", die sehr gut funktioniert hat.

Ebenfalls gut funktioniert: Vor der Musterung kahl rasiert, Bomberjacke und Jeans an, und dem Musterungsmenschen schön gesagt dass man ja unbedingt den Dienst an der Waffe will, weil man hat ja nationalistisch gesinnte Freunde, die haben alle schon gedient, und da fühlt man sich so ganz anders....

Onkel eins wurde unehrenhaft aus der Bundeswehr geschmissen, weil er herrausgefunden hat, dass die klöße von Saupreußen gefertigt wurden, und er das zum anlass genommen hat, über den Tresen zu hupfen und eine Massenschlägerei anzuzetteln. Und bei der nachherigen Vernehmung hat er gesagt dass einen Kloß ohne Grieferle (für die Hochdeutschen: Ein viereckiges Stück gesalztenes und geröstetes Brot im innerem eines traditionellen Kartoffelkloßes) zu servieren doch ein Signal ist dass man die Bayern der Truppe vergiften will, also war es Selbstverteidigung, jeder Altbayer hätte die auch zugeschlagen. Als er gefragt wurde, einen Saupreußen zu definieren, hat er laut Familienlegende sich nur umumgesehen, mit den Achseln gezuckt, und gesagt dass seine Mutter ihm beigebracht hat nicht ausfallend zu werden.

Und das ganze geht recht schnell. Das Wissen ist noch da. Bei der Musterung kann man dann auch mal ganz fix die Stube in einem Lied führen, wenn das Kamerateam vorbeikommt....

"Die Fahnen hoch, die Reihen fest geschlossen...."

Da können die gar nicht so schnell mit den Militärpolizisten kommen und einem den Mund zuhalten, wie ein Gewissensverweigerer eben eine Untersuchung der Umstände durch die Obrigkeiten anzettelt.

Der Grundgedanke ist da: Die die kämpfen wollen sollen kämpfen dürfen, die die nicht kämpfen wollen sollen nicht kämpfen müssen. Das ist der Deal.

Sollte man jetzt jemanden der nicht kämpfen will, in die kämpfen müssen Reihe stecken, hat man jetzt damit zu leben dass der Mensch seinem Unmut kund tut. Und dass es da im Notfall eben nicht gut ist, so jemandem eine Waffe zu geben. Oder Befehle die nicht "Kreativ interpretiert" werden sollten.

Ethisch geht ganz klassisch.

Ich habe die freie Berufswahl. Wenn ich will, kann ich in die Lehre gehen, kann die Welt bereisen, kann ein Jahr lang in der Wohnung bleiben, ect.

Wenbn mich jemand zwingt dass ich gegen meinen Willen nicht die freie Berufswahl treffen kann, dann hat jemand ein Problem, weil jetzt ist es ethisch sauber dass ich diese Fichte dazu zwinge, unangenehme Fragen zu beantworten.

"Wieso kennt der Rekrut das Horst Wessel Lied auswendig? "

"Wieso besteht der Rekrut darauf der Flagge zu salutieren? "

"Sie haben dem Rekruten gesagt er soll sich so schnell wie möglich melden, und sie sind überrascht dass er sich bis auf die Boxershorts ausgezogen hat um "aerodynamischer zu sein"?"

"Sie haben den Rekruten mit der PRESSE reden lassen? Hat man ihnen das Gehirn gefickt? "

"Wieso haben sie es dem Rekruten erlaubt "Die Wacht im Osten" für Tick Tock zu singen? "

"Beim Maneuver sollte vorgeschrieben werden, dass die uniform ANBLEIBT! "

"Wussten sie dass auf Tick tock videos grassieren wo 90 Rekruten schwören dass die Deutsche Nationalhymne "Ich hatt einen Kameraden" ist? Einige von denen könne die sogar in Türkisch singen und dazu rappen..."

"Wieso steht der Rekrut nackt Wache? "

Ich meine, mit meiner Generation konnte man es noch machen. Wir hatten den Unterhaltungstrieb. Wenn wir für ein Jahr im Knast gesessen wären wäre uns langweilig geworden, und wir hätten uns dazu überreden lassen doch wenigstens Kartoffeln für den Endsieg zu schälen.

Die Generation die jetzt kommt hat Corona ausgesessen, in der Kindheit. Fpür die ist das so als wenn man uns sagt, "Hie ist das fernsehprogramm der 90'er, glotz das mal für ein Jahr" Sie ist auf Tick Tock großgeworden. Sie hatten ihr ganzes Leben lang nichts gegen was sie rebellieren konnten.

Und jetzt sieht es so aus als ob sie gegen etwas rebellieren dürfen.

Viel Spass das auszulöffeln was sie sich da eingebrockt haben.