Das war schon immer die Mahnung von Zbig Brzezinski, dem grossen geopolitischen Vordenker der US-Demokraten. Er war z. B. 2001 auch ein entschiedener Gegner von Bush`s Irak-Invasion, nicht aus Sympathie für Saddam oder die arabische Welt, sondern weil er stets die grossen geopolitischen Konfliktfelder, d. h. Russland und China, im Blick hatte.
In seinem letzten Buch "Strategic Vision - America and the Crisis of global Power" von 2012, das auf deutsch nicht erscheinen durfte, entwickelt Brzezinski ein strategisches Konzept für eine Eindämmung ("Containment") gegenüber der aufstrebenden Wirtschafts-Weltmacht China. Für dieses Containment Chinas - in einer Landkarte im Buch benutzt er sogar den Begriff "Encirclement" - benötige man ein "Larger-West"-Bündnis, dessen wichtige Stützpfeiler die Türkei und Russland sind. Russland wiederum werde man erst nach einer Elitenrevolte gegen Putin und "Einiges Russland" als untertänigen Partner des Westens gewinnen können.
Dass die Biden-Administration nun Trumps Abzugspläne aufgenommen hat, heisst also nicht, dass man dessen Motive teilt. Trumps "I will bring them back" war darauf gerichtet, das weltweite militärische Engagement der USA zurecht zu stutzen, um ganz im Sinne vieler US-Amerikaner sich auf Jobs und innere Probleme des Landes zu konzentrieren. Bei der Biden-Administration müssen wir davon ausgehen, dass das US-Disengagement in Afghanistan, wahrscheinlich demnächst auch im Konflikt mit dem Iran, einhergeht mit einer Eskalation im Konflikt mit China und Russland.