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  • Karl May1

404 Beiträge seit 16.08.2020

Gibt es den Westen überhaupt?

Dass die überregionalen Medien wie ferngesteuert spätestens seit dem russischen Einmarsch und unisono einem Narrativ folgen, das an die Verlautbarungen eines Regierungssprechers erinnern, ist eine der bedauerlichen Nebenerscheinungen der zahlreichen Krisen der letzten Zeit.
Bevor der Kanzler sich zur quasi bedingungslosen Unterstützung Kiews durchgerungen hatte, gab es hingegen erfolgreich medialen Druck, um dem cunctator einzuheizen.
Seitdem hat die Eskalationsstrategie genau das Gegenteil dessen bewirkt, was man aus humanitärer Sicht für wünschenswert halten sollte - und der Schlagabtausch ist härter geworden und selbst die Drohung mit Atomschlägen sind kein Tabu mehr.
Dass der Westen sich allerdings durch "Besonnenheit" hervorgetan hätte, ist eine eigenwillige Interpretation des Geschehens.
Besonnen wäre es gewesen, alle Register diplomatischer Möglichkeiten zu ziehen, um das Elend abzuwenden, das derzeit die Lage bestimmt. Schließlich wurden die Positionen der Hauptakteure (AA und Wirtschaftsministerium) kommuniziert und durchgängig als "alternativlos" gehyp. Ob die als russophob, eskalieren und bellizistisch aber transatlantisch auf Linie oder als "besonnen" bezeichnet werden sollten, sei jedem selbst überlassen.
Der Appell zu Zurückhaltung kommt zu einem Zeitpunkt, wo durch die Sprengung und Zerstörung der Pipelines den Befürwortern eines Kurswechsels in der fatalen Sanktionspolitik ein für die Mobilisierung von Widerstand gegen die Politik der Koalition wichtiges Instrument aus der Hand geschlagen wurde.
Das könnte demobilisierend wirken - oder ein Gefühl befeuern, das hoffnunglosen Zorn auslöst. So gesehn ist der Hinweis, dass irrationale Handlungen unklug sind, sicher richtig.
Allerding hat der Verfasser wohl eher gemeint, dass eine weitere heftige westliche Reaktion auf die Annexion unterbleiben sollte, solange der Eindruck nicht glaubwürdig vom Tisch ist, die Sabotage der Röhren sei von denen zu verantworten, die am meisten davon profitieren.

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