MarkusHuewe schrieb am 29.09.2022 21:22:
Das nennt man Journalismus.
Was bei Telepolis getan wird nennt sich false balancing.
https://de.wikipedia.org/wiki/Falsche_Ausgewogenheit
Falsche Ausgewogenheit, gelegentlich auch als falsche Gleichgewichtung bezeichnet (englisch false balance, bothsidesism), ist ein Phänomen der medialen Verzerrung, bei dem vornehmlich im Wissenschaftsjournalismus einer klaren Minderheitenmeinung oder völligen Außenseitern ungebührlich viel Raum gegeben wird, sodass fälschlich der Eindruck entsteht, Minderheitenmeinung und Konsensmeinung seien gleichwertig.
Hier zitiert jemand einen Artikel, den er entweder nicht gelesen oder nicht verstanden hat. Markus Huewe denkt fälschlicherweise, dass falsche Ausgewogenheit gleichbedeutend mit fehlender Ausgewogenheit ist, also eine tendenziöse und einseitige Darstellung, die zudem noch Minderheitenmeinung ist. Genau das wirft er auch Telepolis vor:
Sowas wie, der Aggressor wird mit dem Opfer gleichgesetzt. - Und wir sollen doch bitte schön die russischen Lügen respektieren und ausgewogen berichten.
Das Problem der falschen Ausgewogenheit ist jedoch eine ausgewogene Berichterstattung. Eine ausgewogenen Berichterstattung ist in erster Linie ein Problem im Wissenschaftsjournalismus. Das Problem entsteht, wenn über wissenschaftlichen Konsens und Außenseiterpositionen gleichermaßen, also ausgewogen berichtet wird. Auf diese Weise entsteht der Eindruck, dass wissenschaftlicher Konsens und Außenseitermeinungen gleichwertig seien. Das führt zu einer Verzerrung beim Laien, der schlicht nicht in der Position ist, wissenschaftliche Aussagen kritisch einzuordnen. Diese Verzerrung entsteht, weil Wissenschaftsjournalisten (aber leider nicht Politjournalisten) den Anspruch haben, ausgewogen zu berichten.
Das "falsch" in falsche Ausgewogenheit betont, dass eine ausgewogene Berichterstattung falsch ist. Eine "richtige Ausgewogenheit" wäre eine stark einseitige Berichterstattung, die den Konsens in der Wissenschaft widerspiegelt.
Wer im politischen Journalismus "falsche Ausgewogenheit" im Sinne des Wikipedia Artikels vorwirft, sagt im Grunde, dass (a) zwar ausgewogen berichtet wird, dass aber (b) eine ausgewogene Berichterstattung falsch ist, weil die Mehrheit eine andere Meinung hat. Folglich sollen Meinungen von Minderheiten nicht abgebildet werden. Das wäre eine katastrophale Auffassung von Journalismus.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (29.09.2022 22:23).