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  • haize

mehr als 1000 Beiträge seit 14.09.2004

Re: Werbung verbieten und Unternehmen transparent machen

> > Besser sein durch gute Ideen scheidet dann schon einmal aus.

> Nein. Eine gute Idee ist ein Vorsprung und damit ein
> Wettbewerbsvorteil. Aber man sollte einzelne Ideen auch nicht
> überbewerten. Und schon gar nicht monopolisieren.
> > können dann schließlich kopiert werden.

> Sicher. Das ist ja auch wünschenswert. Gute Ideen sollten mehr
> kopiert werden. Das ist einer der wichtigsten Gründe für eine
> Abschaffung von Informationsschranken.

Siehe Argumentation in meinem letzten Post, der Vorsprung ein
geringer. Kleine Unternehmen können diesen Vorsprung aufgrund
geringer Ressourcen und Kapital sowie weniger rundlaufender Prozesse
nicht nutzen.
Und mal ganz logisch betrachtet: Welcher Vorsprung, wenn Unternehmen
zu jeder Zeit offen agieren müssen? Umso größer die kopierende Firma,
umso eher kann diese sich einen 24/7 Beobachtungsservice leisten.

> > Besser sein in der Durchführung? Das wird schwer, gegen Google & Co.
> > kommt man da nicht an.
> > [...]
> > Zur Erklärung: "At 12 full-time" zu laufen ist für viele
> > Kleinbetriebe im Software-Bereich nicht möglich.

> Das ist richtig. Und stattdessen werden massenhaft in der Entwicklung
> befindliche Produkte an die Kunden verkauft, die eine Qualität von
> 2-3 haben. Geschützt wird dieses hirnrissige Geschäftsmodell durch
> unseres hirnrissiges Urheberrecht.

Ich wiederhole nochmal das Ursprüngliche Zitat:
"A score of 12 is perfect, 11 is tolerable, but 10 or lower and
you've got serious problems. The truth is that most software
organizations are running with a score of 2 or 3, and they need
serious help, because companies like Microsoft run at 12 full-time."

Der Grund warum das Geschäftsmodell bedenklich ist nicht der, dass es
schlecht ist, sondern "because companies like Microsoft run at 12
full-time." Man kann auch mit einem "Joel Test Score" von 3
Qualitätssoftware herstellen. Aber das ist nicht so effizient.
Umgekehrt können Firmen mit einem Score von 12 auch Müll produzieren,
wenn sie ihre Software nicht genug testen. (Das geht auch ohne
gering-qualifizierte Softwaretester.)

Und das ist der Punkt, Kleinunternehmen haben in Sachen Effizienz
Großunternehmen nichts entgegenzusetzen. Kleinunternehmen können nur
durch Ideenvorsprüngen punkten, sei es durch Kreativität und
Spezialisierung in bestimmte Nischen.

> Klar können Kleinbetriebe im
> Scheiße verkaufen nicht mit Microsoft mithalten. Das können sie mit
> Copyright allerdings auf Dauer scheints auch schlecht. Die
> Marktkonzentration nimmt offenbar immer weiter zu. Da müssen schlicht
> andere Geschäftsmodelle her als meinen unausgegorenen Quark zu
> verticken und jedem zu verbieten, den zu verbessern. So ein
> Schwachsinn.

Du meinst, weil die Zahl der Patente schneller wächst als der Markt?
Halte ich für ein Gerücht. In unserer Informationsgesellschaft wächst
die Zahl der Technologien extrem schnell.

> > > Äh, ja und? Findest Du Industriespionage jetzt besser als ein von
> > > vorne rein transparentes System? Offenbar.
> > 
> > Ok, lassen wir das mit der Industriespionage... ;-)

> Gut lassen wir es. Ist natürlich ein wichtiger Punkt, dass unser
> jetziges System einen erheblichen Teil der Unternehmen kriminalisiert
> (da sie ja mehr oder weniger spionieren). Ich halte es für schlecht,
> wenn ein System signifikante Teile seiner selbst als Fehlfunktion
> definiert.

Ist halt eine Ansichtssache, manche Gründen Unternehmen und sagen:
Das was wir machen, geht andere nichts an, solange wir uns an Recht
und Gesetz halten. Es ist ja auch nicht so, als wäre das so ein
krasser Schritt ein Unternehmen zu gründen. 20€ bei der
Stadtverwaltung und übermorgen kannst du mit Geldverdienen anfangen.
Dein System hat den Nachteil, dass man überhaupt nicht überprüfen
kann, ob alles veröffentlicht ist. Wenn ich heute einen
Würstchenbauchladen aufmache und morgen ein Typ von McDonalds vor
meiner Wohnungstür steht, lass ich den bestimmt nicht in meine
Wohnung.

> > In vielen Fällen sind die Monopole die, die am produktivsten
> > arbeiten.

> Super. Lass uns mehr Monopole machen, dann klappts endlich auch mit
> der Effizienz. Jetzt hast Du mich doch noch überzeugt.

Das habe ich nicht gesagt, ich sage, dass Monopole zum Beispiel in
Dörfern Sinn machen.

> http://schrotie.de/extremeGoverning/de/sections/node25.html#SECTION04
> 031120000000000000

Unser Patentsystem funktioniert ja so (zumindest im Pharmabereich):
Du kannst etwas schützen lassen, indem du einen Preis bezahlst.
Dieser Preis wird von den tangierten Authoritäten festgelegt werden,
kann jedoch auch, wie alles, juristisch angefechtet werden. Onkel
Wikipedia schreibt dazu im Artikel "Patent":
"Im Gegenzug zur staatlichen Einräumung eines zeitlich befristeten
Monopols muss der Erfinder seine Erfindung (also z. B. eine
Vorrichtung oder ein Verfahren) in einer Patentschrift offenlegen
(daher der Name „Patent“ von lat. patens – „offen, frei,
unversperrt“), also jedermann zugänglich machen."

Danach kann die Firma oder die Person, die die diesen Schutz (dieses
Infotag) beantragt hat, Lizenzgebühren verlangen. Der veranschlagte
Preis ist allerdings auch juristisch anfechtbar.

"Patentanmeldungen müssen in Europa spätestens 18 Monate nach ihrer
Anmeldung offengelegt werden. [...]
Damit sorgen Patente für eine rasche Verbreitung des neuen
Erkenntnisstandes und ermöglichen anderen Forschern, auf diesen
Erkenntnissen aufbauend, die technische und wissenschaftliche
Entwicklung voranzutreiben."
(http://www.vfa.de/de/wirtschaft-politik/artikel-wirtschaft-politik/p
atentschutz.html)

Zusammenfassend kann man sagen, dass das sich Info-Tags und Patente
so unterscheiden:
- Info-Tags enthalten keine erste Startphase, in der die
Erfinderrechte vollkommen geschützt sind
- Patente sind juristisch anfechtbar, insbesondere kann man sich an
die zuständigen Kartellbehören wenden

Hinzu kommt in beiden Fällen: Neuentwicklungen, die ohne das Wissen
vorheriger patentierter Entwicklungen realistisch nicht möglich
gewesen wären, können unabhängig von alten Patenten neu patentiert
werden.

Ist auf jeden Fall ein kreativer Ansatz, der gerade kleinen
Unternehmen willkommen wär, da man sowas unbürokratischer handhaben
könnte. Wobei das sicher noch einige Modifikationen und
Konkretisierungen deiner Idee nötig wären, damit das wirklich
praxistauglich ist. Allerdings halte ich wenig davon diese Startphase
ganz abzuschaffen.

Schließlich schützt die Startphase einem, gerade in deinem
Gesamt-Modell, davor, dass die Idee von Großunternehmen durch eine
billige Gebühr verramscht werden. Es sollte einem Kleinunternehmer
immer noch möglich sein VC zu besorgen, damit er die initiale
Vermarktung selber in Angriff nehmen kann.

Mit Konkretisierung und Modifikation meine ich: Die Gefahr bei deinem
Verfahren ist worst-case ein monströser bürokratischer Aufwand. Denn
wenn die Hürde zum Patentieren so gering ist, ja sozusagen eine
Zwangspatentierung vorgeschrieben ist, hätten die Patentämter einen
gigantischen Informationsfluss zu bewältigen. Alternativ kann man die
Arbeit auch auf die Justiz abwälzen, die Gutachter werden sich freuen
vor Gericht belegen zu können, wie sinnig oder unsinnig ein Patent
ist. Und, zumindest in der jetztigen Form, sehe ich nicht, wie dein
Modell das Problem von Trivialpatenten löst. Wenn man alles
patentieren kann und muss, worauf sowieso jeder kommt, dann würde das
Lawineneffekte auslösen.

Sagen wir eine neue Technologie entsteht, ohne das man definitiv
einen Erfinder nennen kann. Schnell entstehen neue Klassen von
Problemen, sagen wir sehr einfachen Problemen, die jeder Hobby-Freak
lösen kann. Der erste, der es löst (zwangs-)patentiert es und Zack,
er kriegt Geld ohne eine besondere kreative Leistung erbracht zu
haben. Das geht dann an die Gerichte, die dann in mehreren Instanzen
sagen müssen, ob es ein Trivialpatent war oder nicht. Les einmal
irgendwelche IT-Artikel und -Blogs, zB Heise Developer oder surf ein
bisschen auf stackoverflow.com rum. Da wimmelt es nur so von Ideen,
bei denen niemand der dort anwesenden auf die Idee kommen würde diese
zu patentieren...

> > Ok, aber dann gehts nicht um das Windows- sondern um das
> > Office-Monopol. Letzteres wiederum fängt an zu schmilzen, weil
> > OpenOffice immer besser wird.

> Als ich das letzte mal nachgeschaut habe hatte Microsoft neben Office
> und Windows noch ein oder zwei Produkte, die auch tatsächlich
> eingesetzt werden.

Sicher, Microsoft hat ein gigantisches Produktportfolio...

> http://schrotie.de/extremeGoverning/de/sections/node26.html#SECTION04
> 032900000000000000

Nimms mir nicht übel, aber Punkt 1 erinnert mich an die
kommunistische Partei in China: Reinkommen kann jeder, vorausgesetzt
er kennt Leute ("hohes Kama") oder besteht einen gewissen Test
("hohes Kama"). Darüberhinaus müssen die Leute, um in der Partei zu
bestehen, Freunde in der Partei finden. ("moralisches Kama")

Oder schau dir unser jetztiges politisches System an, unsere
repräsentative Demokratie: Da hocken Leute, die entscheiden wollen
und von der Mehrheit der Deutschen legitimiert sind. Diese
Entscheider haben ganze Armeen von Experten hinter sich. (Ausschüsse,
nicht nur im Staat, sondern auch in der Partei) Diese Experten
wiederum nutzen die Informationen von anderen Experten.

Dein Vorschlag ist meiner Meinung nach nicht detailliert genug, um
abwägen zu können, inwiefern das jetzt wirklich besser ist, als unser
jetztiges System. So wie es da steht ist es noch sehr abstrakt
gehalten.

> > > Alles klar, aber ein iPhone hätte Dich aufgehalten. Ich verstehe.
> > 
> > Ja, das ist mein Ernst. ;-)

> Apple hat die Spiegel-App gebannt. Mit dem eingebauten Browser kannst
> Du freilich Pornos auch auf den iPhone Screen zaubern. Das iPhone
> hätte Dich also nicht aufgehalten. Ich finde Spiegel ja auch scheiße,
> aber auf derartige Zensur reagiere ich einfach allergisch.

Zensur fängt meiner Meinung da an, wo etwas in totaler Form nicht
zugänglich ist. Ich meine was ist mit Hardcore-Pornos? Ist das auch
Zensur?

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