Ansicht umschalten
Avatar von haize
  • haize

mehr als 1000 Beiträge seit 14.09.2004

Re: Werbung verbieten und Unternehmen transparent machen

schrotie schrieb am 14. Januar 2011 22:16

> > Siehe Argumentation in meinem letzten Post, der Vorsprung ein
> > geringer. Kleine Unternehmen können diesen Vorsprung aufgrund
> > geringer Ressourcen und Kapital sowie weniger rundlaufender Prozesse
> > nicht nutzen.

> Also sollte man gute Ideen erst 70 Jahre nach dem Tod des Erfinders
> kopieren. Toller Plan, ist dann bestimmt viel effizienter. 

Bei Copyright aber nicht bei Patenten oder? Und nach dem heutigen
System kann man Patente schon vorher lizenzieren, zumindest im
Pharma-Bereich, in den anderen Bereichen kenne ich mich schlecht aus.
Mal abgesehen davon, von diesen langen Zeiten halte ich auch wenig,
aber das System ganz abzuschaffen..? (Anscheinend hälst du ja auch
ein Schutzsystem, die schwachen Patente, für notwendig.)

> Kleine
> Unternehmen sind übrigens oft viel schneller als große. Nach Deiner
> Theorie dürften kleine Unis niemal interessante Forschungsergebnisse
> veröffentlichen, weil die großen ja viel schneller sind, mehr Geld
> haben und alles kopieren können. Stimmt aber nicht.

Um noch einmal ganz kurz und knapp zusammenzufassen, was ich sage,
für die Details siehe meine letzten beides Posts:

Große Unternehmen haben bessere Prozesse und können Ideen schneller
implementieren.

Dass kleine Unternehmen (oder Unis) kreativ sind, oder sogar noch
kreativer als große, zweifle ich nicht an, schließlich ist dort alles
weniger streng durchorganisiert.

Die Ideenfindung selber hat mit Geschwindigkeit aber relativ wenig zu
tun.

> > Und das ist der Punkt, Kleinunternehmen haben in Sachen Effizienz
> > Großunternehmen nichts entgegenzusetzen. Kleinunternehmen können nur
> > durch Ideenvorsprüngen punkten, sei es durch Kreativität und
> > Spezialisierung in bestimmte Nischen.

> Mensch, Frisöre, Handwerker und andere Dienstleister, deren Dienste
> ich in Anspruch nehme, haben also alle viel bessere Ideen als
> Megakonzerne! Hm, schlechter Vergleich. Aber an Restaurants sieht man
> es ganz deutlich. Bei McDonalds geht es ja viel kreativer zu als in
> irgendwelchen Klitschen. Schon klar.

Ich habe nicht gesagt, dass die generell bessere Ideen haben. Ich
habe gesagt, dass die aber im wesentlichen nur durch kreative Ideen
Wettbewerbsvorsprünge gegenüber den großen ermöglichen können. Das
ist ein gravierender Unterschied. Und zumindest in meiner Stadt sind
viele kleine Friseure wenig kreativ und wenig erfolreich.

> Nee, ich weiß, ist natürlich ganz etwas anderes, hat mit Software
> nichts zu tun, nicht wahr? Nur das meine Beispiele Dienstleistungen
> sind und Software eine (teilautomatisierte) Dienstleistung.
> Wie gesagt, Mist verkaufen und Verbesserungen verbieten funktioniert
> ohne Copyright nicht. Dann muss man wohl über andere Geschäftsmodelle
> nachdenke.
Das sag ich mal nichts zu, das ist mehr Polemik als Argumentation.

> Frisch aus der Wordpresse:
> http://schrotie.de/index.php/2011/01/software-marktwirtschaft-ohne-co
> pyright/

Naja, hier ist der Platz nur auf 10.000 Zeichen beschränkt. Wenn du
hier noch nicht diskutierte Kernpunkte ausführst, diskutiere ich aber
gerne darüber.


> > Zusammenfassend kann man sagen, dass das sich Info-Tags und Patente
> > so unterscheiden:
> > - Info-Tags enthalten keine erste Startphase, in der die
> > Erfinderrechte vollkommen geschützt sind
> > - Patente sind juristisch anfechtbar, insbesondere kann man sich an
> > die zuständigen Kartellbehören wenden

> Du hast den wesentlichen Unterschied nicht begriffen. Patente
> gewähren ein bis zu 20 jähriges Monopol auf den Vertrieb des
> Patentierten Artikels. Z.B. haben unsere Pharma-Konzerne indischen

Ja gut, die Zeiten kann man ja kürzer machen.

> Generika-Herstellern verboten, Aids-Medikamente in Afrika zu
> verschenke (nicht zu verkaufen, wohl gemerkt). Da hätten unsere
> Konzerne eh nichts verkaufen können. Das ist gesetzlich geschützter
> Mord. Mit Infotags ist verschenken kein Problem.

Dazu musst du nicht einmal nach Afrika gehen, mach dich mal schlau,
wie teuer eine Chemotherapie ist.
Meiner Meinung nach sind wir in einem Dilemma: Auf der einen Seite
hat man die immensen Entwicklungskosten von Medikamenten, auf der
anderen Seite muss die Entwicklung irgendwie gefördert werden. Aber
ohne Moos nix los, ohne diese Preise können zukunftsweisende
Medikamente nicht entwickelt werden, die dann eventuell in einigen
Jahren generisch produziert werden können. Es ist traurig aber wahr.

> Wenn Dir Ethik egal ist: Infotags gewähren kein Monopol. Es ist im
> Interesse von Inhabern, dass getaggte Produkte möglichst hohe
> Verbreitung finden. Unsere Pharmafirmen haben daran kein Interesse.
> Sie unterbinden den Einsatz mancher Medikamente für manche Leiden,
> weil sie mit anderen Medikamenten mehr Geld verdienen können. Mich
> macht das krank.

Halte ich für ein Gerücht, hast du eine für mich überprüfbare Quelle,
die das belegt?

Wahr ist, dass nur Medikamente für Krankheiten entwickelt werden
(dazu gehören natürlich auch sehr aufwändige Test- und
Genehmigungsverfahren) die einigermaßen häufig sind.

Naja, leider wird unser altes Gesundheitssystem immer mehr
aufgebrochen, in welchem die Privatpatienten die Neuheiten bezahlen
(und die Kassenpatienten sie trotzdem nutzen können), und die
Kassenpatienten die notwendigen Sachen bekommen, aber dafür weniger
bezahlen müssen.

Um auf den Punkt zu kommen: Das ist meiner Meinung nach kein Problem
der Patente, sondern ein Problem unseres Versicherungssystem. Wollen
wir ein solidarisches Versicherungssystem, in dem die einen mehr
bezahlen und die anderen diese Früchte mitnutzen dürfen?

> Aber davon abgesehen ist es auch
> volkswirtschaftliche Idiotie. Bei Infotags herrscht
> Interessengleichheit zwischen Unternehmern und Kunden: nämlich das
> gute Ideen möglichst hohe Verbreitung finden.

Es fehlt meiner Meinung nach der Beleg, dass bei deinem System am
Ende des Tages genau so viel Geld in die Kasse der Entwickler fließt,
wie bei jetzigen System. Denn das ist der Punkt, anders sind die
Entwicklungen nicht machbar.

Denn wenn das stimmen würde, die Entwickler in manchen Fällen
vielleicht sogar noch mehr Geld reinkriegen würden, wäre die Frage,
warum die so geizig mit Lizenzen für Generika-Produzenten sind.

> > Allerdings halte ich wenig davon diese Startphase
> > ganz abzuschaffen.

> Ich fürchte, wir werden bald nicht mehr die Wahl haben. Wir lernen
> mehr und mehr, dass sich Information heute kaum noch beherrschen
> lässt, und das wird immer besser (eigentlich sollte da "schlimmer"
> stehen, aber ich persönlich finds besser).

Die Information fließt ja so oder so nach spätestens 18 Monaten.
Wahrscheinlich sogar schon viel früher durch Reengineering und
Industriespionage.

> > wenn die Hürde zum Patentieren so gering ist, ja sozusagen eine
> > Zwangspatentierung vorgeschrieben ist, hätten die Patentämter einen
> > gigantischen Informationsfluss zu bewältigen.

> Richtig. Ich sehe keine Notwendigkeit für Zwangspatentierung. Im
> Gegenteil, die Hürden dürfen ruhig vergleichbar zu dem heutigen
> Verfahren sein.

Ok, aber die Last fällt dann ja auf den Informationsnehmer, nicht auf
den Informationsgeber. Eine Asymmetrie wird man so also nicht los.
Die mit viel Geld sind weiter die Nutznießer im Patentgeschäft.

> Da Du mir meine fortgesetzte Polemik nicht übel zu nehmen scheinst,
> kann ich schlecht meckern. Abgesehen davon gibt es auch nichts zu
> meckern. Ich freue mich sehr, dass Du Dich offenbar mit meinem Zeug
> auseinander setzt!

Sehr gerne ;)

> Zurück zur Polemik. Es gibt nichts wo man rein kommen könnte und
> keinen Grund da rein zu kommen. Es gibt keine Partei und keine
> (kontinuierliche) Regierung. Da hast Du scheinbar etwas falsch
> verstanden.

Ok, aber die hohen Kama-Punkte sind doch die Hürde, oder?

Bewerten
- +
Ansicht umschalten