Natürlich soll man über problematische Entwicklungen in der deutsch-türkischen Community berichten.
Mich stört die stringend selektive Verwendung des Begriffs "Parallelgesellschaften", eben nur zur Kennzeichnung von bestimmten Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund.
Denn natürlich gibt es in Deutschland eine Menge Parallelgesellschaften, d. h. Minderheitengruppen, die sich gegenüber der Mehrheit partiell abschliessen und sich am liebsten auch nur unter Ihresgleichen bewegen.
Um ganz unten anzufangen: Die problematischste Parallelgesellschaft in vielen Städten stellen die Drogen- und Alkoholabhängigen dar. Christliche Minderheiten-Gemeinden, also nicht nur die Zeugen Jehovas, sondern z. B. auch katholische Gemeinden in protestantischen Regionen, bilden Parallelgesellschaften. Auch jugendliche Subkulturen, politische Randgruppen, Menschen mit besonderen sexuellen Neigungen bilden oft Parallelgesellschaften.
Die für Demokratie und Gemeinwohl gefährlichsten Parallelgesellschaften sind aber die der Reichen und Einflussreichen aus Business, Medien, Politik, Justiz und das auf den verschiedenen Ebenen, von der Kommune bis zum Staat. Diese weitgehend abgeschotteten Interessengemeinschaften zum gegenseitigen Nutzen - von Mathew Rose im Falle Berlins unverblümt als "ehrenwerte Gesellschaft", sprich Mafia, charakterisiert - sind aber kein öffentliches Thema.