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mehr als 1000 Beiträge seit 12.09.2014

kleine Ergänzung und erweiterte Perspektive

Während die 1. und 2. Generation ihren Vermögensaufbau hier in DE betrieben und damit begannen neue Wurzeln zu schaffen und damit von Sozialabbau und Armutsbedrohung aufgrund der hiesigen Entwicklungen genauso betroffen sind, wie die Einheimischen, haben wir es gerade in der 3. mit einer Generation der Erben zu tun, die nicht selten neben dem bißchen, was die Eltern und Großeltern hier mühsam zusammengespart haben, auch noch die drei Häuser der Familie in der Türkei erhalten und oftmals mehr von dortigen Mietzinsen als von deutscher Arbeits- oder Transferleistung leben, natürlich auch gerne mal unter der Hand und an offiziellen Stellen vorbei. Dass dies dann zu einer engen Verbindung mit der Türkei, nicht als Heimat, sondern v.a. als Einnahmequelle, führt, dürfte erkennbar sein. Von daher auch der derzeitige Aufschrei dieser Betroffenen über den Lira-Verfall, da durch den Kursverlust ihre sprudelnden Quellen nicht mehr so ergiebig sind.

Deutschland war nie ein Einwanderungsland (jedenfalls der Westen) und wird auch nie eines sein. Ein Einwanderungsland zeichnet sich dadurch aus, dass die Einwanderer die Staatlichkeit mit aufbauen und dort durchaus nach ihren eigenen Regeln leben (können). Dafür war Deutschland immer viel zu dicht besiedelt.

Finde ich eine der zutreffendsten Aussagen, die hierzu getätigt wurden.
Die "klassischen" Einwanderungsländer USA und Australien zeichnen sich doch gerade dadurch aus, dass die ursprünglichen Einwanderer als Pioniere kamen und sich dadurch, die damit verbundenen Verbrechen gegen die autochthone Bevölkerung jetzt mal weggelassen, flächenmäßig ungehemmt ausbreiten konnten. Dadurch konnten sich parallele Gesellschaften entwickeln, wie bei den amerikanischen Kolonien deutlich, die in einem langwierigen Prozeß zu einem Gebilde zusammenschmolzen, dass sich aber in seinem ausgeprägt föderalen Charakter Eigenständigkeiten bewahren konnte, und an dem alle in statu nascendi beteiligten Gruppen gleichberechtigt mitwirkten. Dies erklärt dann auch, warum alle Gruppen, die nach dem weitestgehenden Abschluß dieses Enstehungsprozesses hinzukamen, seien es die als Sklaven ins Land geholten Afrikaner oder die heutigen Mexikaner und Asiaten, nicht mehr den gleichberechtigten Einfluß auf die gesellschaftliche Ausgestaltung nehmen konnten. Der Zug war abgefahren und es galt ab da, sich zu integrieren und seine kulturelle Eigenheit der etablierten Gesellschaft unterzuordnen.
Man kann also festhalten, dass die Einwanderungsländer aus Pioniertätigkeit quasi im leeren Raum entstanden sind und sich dadurch im Zuge ihrer Gründung eine gemeinsame aus dem vorhandenen kulturellen Konglomerat hervorgehende Gesellschaftsordnung geben konnten, die dann aber auch gegen neue Einflüsse relativ stark abgeschottet wurde. Man könnte auch sagen, es wurde eine Leitkultur etabliert, die für alle inkl. der Nachrücker verbindlich ist.

Auf DE übertragen könnte dies aber auch bedeuten, da wir uns ja nun nicht gerade im Enstehungsprozess eines neuen Staates befinden - die Chance wurde 1989 verpasst, u.a. indem man auf eine vom Volk sich selbst gegebene Verfassung verzichtete -, dass die hier vorherrschende Gesellschaftsordnung eigentlich als Konstante anzuerkennen wäre, will man sich in eine Linie mit den Einwanderungsländern stellen, und die Leitlinie darstellen muss, an der sich Integration und auch Assimilation zu messen haben. Ähnlich wie in den USA kann dies durchaus auch kulturelle Freiräume beinhalten, die sich aber nicht zu einer parallelen Gesellschaftsordnung aufbauen dürfen. Und sicherlich wird dieser Prozess auch zu Ungerechtigkeiten und Verwerfungen führen, wie in den USA mit der immer noch mangelnden gesellschaftlichen Akzeptanz gegenüber Afroamerikanern, Mexikanern und Asiaten.
Dies wird sich, will man nicht den letzten minimalen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt komplett aufgeben und dann tatsächlich das "Zusammenleben jeden Tag neu verhandeln", wie es Wunschtraum einiger hiesiger Politiker ist, jedoch kaum vermeiden lassen.
Wir können aber zumindest eine Chancengleichheit anbieten, abseits von Quoten und positiver Diskriminierung, wo es dann aber einzig und allein bei jedem Einzelnen liegt, diese Chance zu ergreifen und sich innerhalb der Gesamtgesellschaft voranzubringen, ohne Zentralrat, ohne Gegreine und ohne Schneeflöckchenbetroffenheit.

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