Ein "Leitartikel", der aus einer neun Monate alte Äußerung eines Oppositionspolitikers im Morgenmagazin eine "seltsamen Neigung" bei "politischen Akteuren und Medien" ableitet, "der russischen Regierung die Schuld in die Schuhe zu schieben". Ein bisschen dünn, aber sei's drum.
Andererseits wirft Neuber der Regierung und der EU Passivität vor. Das mag man so sehen, die Regierungen warten eben die Untersuchungsergebnisse ab und halten sich mit Schuldzuweisungen zurück - was allerdings im Widerspruch zu der gerade diagnostizierten "Neigung" steht. Ausnahmen sind die ukrainische, der russische und der polnische Regierung. Sollte sich jetzt tatsächlich die ukrainische Spur bestätigen hätten diese drei alle daneben gelegen und müssten sich entschuldigen. Womit allerdings nicht zu rechnen ist.
Hinter viel Getöse kassiert TP seine voreilige Festlegung auf die USA als Täter. Plötzlich gilt nun eine Verwicklung der Ukraine, zuvor gerne als "Lolek und Bolek"-Geschichte verspottet, als wahrscheinlich, aber von der Bundesregierung arglistig verschwiegen. Es ist wohl das erste Mal auf TP seit der einschlägigen Artikels von Seymour Hersh erschienen ist, wo dieser keine Erwähnung mehr findet. Damit der Bruch mit der alten Linie nicht so auffällt, ist man sich dann auch nicht zu schade, voll in den Mustopf populistischer AfD-Parolen zu greifen und Scholz allen Ernstes an seinen "Amtseid" zu erinnern, dessen rein symbolischer, nicht einklagbarer Charakter jedem außerhalb der blaubraunen Blase klar ist. Autsch. Es geht abwärts mit TP.