Hersh hat nicht gesagt "Die Russen waren es nicht", sondern "Die USA waren es".
Mir liegt es fern klugscheißerig rüberzukommen. Auch möchte ich weder Haare spalten noch Erbsen zählen.
Ich möchte aber genau sein!
Es macht da in meinen Augen nämlich schon einen Unterschied, wer die Waffe geliefert hat und wer dann letzten Endes abgedrückt hat, um das mal bildlich zu formulieren.
@Ralf Müller: Das bezieht sich weder auf dich noch auf deinen Beitrag. Du warst hier jetzt lediglich der Erste der „die USA waren es“ zitierte. Sonst stimme ich inhaltlich deinem Beitrag zu.
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@all:
Daß Norwegen in sämtlichen Artikeln zu Seymour Hersh‘s Geschichte so wenig Beachtung erhielt, hat mich schon immer etwas gewundert. Ich hatte mir jedoch diesbzgl. dann gedacht, daß das Original von Hersh vermutlich eh die wenigsten auch komplett selbst gelesen haben. Viele hier verfassen ihre Kommentare offensichtlich regelmäßig einfach „aus dem Bauch“ raus. Naja, wie dem auch sei…
—> Wenn es um die „Täterschaft“ sozusagen geht, haben laut Hersh zwar Taucher der USA (diese „Panama Boys“) die Sprengsätze an den Pipelines angebracht, gezündet und damit zerstört haben die Pipelines aber letzten Endes die Norweger im Rahmen eines routinemäßigen Kontrollfluges.
SO steht es jedenfalls in Hersh‘s Ausführungen. Lest gerne selbst nach (Quelle zu Hersh zur Erinnerung s.u.).:
Norway was the perfect place to base the mission
(…)
The Norwegian navy was quick to find the right spot, in the shallow waters of the Baltic sea a few miles off Denmark’s Bornholm Island.
(…)
operating from a Norwegian Alta class mine hunter
(…)
The Norwegians were key to solving other hurdles.
(…)
The Norwegians also had a solution to the crucial question of when the operation should take place.
(…)
On September 26, 2022, a Norwegian Navy P8 surveillance plane made a seemingly routine flight and dropped a sonar buoy.
Wenn die Norweger also die Zünder-Sonarboje abgeworfen haben sollen, dann wären die auch die Saboteure und demnach für die Zerstörung der Pipelines in letzter Konsequenz verantwortlich. Und nicht die USA.
Ergänzend im Bezug auf Dänemark und Schweden:
—> Noch etwas zu Hersh‘s story, das wegen der ständigen sowie reflexartigen, aber gleichzeitig ermüdenden „Aber die USA“ Kommentare leider ebenfalls oftmals untergeht. Laut Hersh waren nämlich Dänemark und Schweden spätestens unmittelbar nach der Detonation Mitwisser. Siehe hier:
The Norwegians and Americans had a location and the operatives, but there was another concern: any unusual underwater activity in the waters off Bornholm might draw the attention of the Swedish or Danish navies, which could report it.
(…)
The Norwegians joined the Americans in insisting that some senior officials in Denmark and Sweden had to be briefed in general terms about possible diving activity in the area.
(…)
What they were told and what they knew were purposely different,” the source told me.
Auch wenn laut Hersh, Schweden und Dänemark im Vorfeld „nur“ ganz allgemein über Tauchaktivitäten in der Bornholmer Gegend informiert wurden, wäre nach dem Vorfall bei denjenigen sicherlich sofort der Groschen gefallen. D.h. daß dann spätestens am 26.09.2022 sehr wahrscheinlich auch Schweden und Dänemark im Bilde waren.
Zur Betonung: Ich für meinen Teil halte die Geschichte von Herrn Hersh nach wie vor für eine Räuberpistole (auch oftmals schon begründet warum). Nur sollte man bei jeder diskutierten Theorie, diese auch wenigstens korrekt wiedergeben und daraus auch richtig zitieren.
In diesem Sinne, Baxter
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Quelle, zu Seymour Hersh‘s Geschichte (runtersollen bis „The Operation“):
https://seymourhersh.substack.com/p/how-america-took-out-the-nord-stream
P.S.: Ich habe letztens hier mit einem sog. Russlanddeutschen gesprochen, der sowohl Verwandte in der Ukraine als auch in Russland hat(te). Er bestätigte mir, daß es jede Menge Russen gibt bzw. gab, die mit ukrainischem Pass in der Ukraine leben bzw. lebten. Also selbst wenn die Spur in die Ukraine führen sollte, müsste man sich meines Erachtens die Ausführer schon ganz genau anschauen.