Man kann von der Süddeutschen Zeitung und dem Verfasser dieses TP-Artikels halten, was man will, aber Tatsache bleibt doch, dass der ältere Bruder von Aiwanger, der sich inzwischen als Autor des widerlichen Flugblattes geoutet hat, und Aiwanger selber mit dem Flugblatt antisemitische und rechtsradikale Propaganda verbreitet haben und damit offensichtlich keine Probleme hatten, solange sie nicht erwischt wurden. In ihrem Elternhaus hat es anscheinend nie eine ernsthafte und kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und den deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg gegeben.
Das einfach als verbreitete Jugendsünde darzustellen, wie es der Autor des Artikels tut:
Nun wird nicht jeder (Politiker) in seiner Jugend mal Rechtsradikales geäußert haben – aber dummes Zeug, das ihm heute zum Verhängnis werden könnte, vermutlich schon.
ist eine Relativierung des Rechtsradikalismus, und das ist allerunterste Schublade. Die Verbreitung von Rechtsradikalismus ist nicht "dummes Zeug", sondern ein Verbrechen, und als solches zu Recht in unserer Gesetzgebung mit harten Strafen bedroht (dass diese viel zu selten ausgesprochen werden, steht auf einem anderen Blatt).
Man kann also Aiwanger und seinem Bruder zugute halten, dass sie im Laufe ihres Erwachsenwerdens lernfähig gewesen zu sein scheinen (was angesichts der Aiwanger'schen Positionen und Aussagen zu Themen wie Elektromobilität und Wärmepumpen zweifelhaft ist), aber das entschuldigt ihr Verhalten in der Vergangenheit noch lange nicht, und die Relativierung des Rechtsradikalismus durch den Autor schon gar nicht.