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  • EvodurchKoop

132 Beiträge seit 09.10.2021

Theologie + ChatGPT für eine Wende?

Wäre es für die Religionswissenschaft nicht längst Zeit für einen Widerruf oder zumindest eine Milderung der Kernforderung des christlichen Glaubens an die Menschheit, sich die „Erde untertan zu machen“, sich zu „mehren“ und „im Schweiße ihres Angesichts sich ihr Leben zu verdienen“?
Nichts in diese Richtung geschieht in diesem zweiteiligen Artikel. Vielmehr versucht uns der Theologe Janzen diese begrifflich veraltete, heute aber immer extremer verfolgte Forderung (Gentechnik, Geoengeneering, Transhumanismus usf.) , mit Hilfe der künstlichen Intelligenz vom ChatGPT in modernisierter Form unterzujubeln . Wohl weil er sich darauf verlassen kann, dass diese „künstliche“ (nicht-menschliche oder gar un-menschliche?) Intelligenz vom gleichen monotheistischen Geist des Fortschritts durch Technologie und Arbeit durchtränkt ist –was, wie die beiden Zitate zeigen, der Fall ist.
Für die Bewahrung der Natur und ein Verständnis des Menschen als Teil der Natur als größeres lebensbestimmendes Ganzes gibt es in der Bibel schon keinerlei Gedanken und offenbar auch nicht in den theologischen Kreisen, die sich angesichts der menschengemachten Krisen der Welt um eine Anreicherung des Glaubens mit tieferen weltlichen Einsichten bemühen, damit die Menschen ihrer Verantwortung gerecht werden.
Dabei hätte die Religion, verstanden als Re-Legion, als Wiederverbindung oder Rückverbindung der Menschen mit ihrer natürlichen Basis eine beträchtliche Potenz zur Überwindung des monotheistisch gespiegelten anthropozentrischen Chauvinismus des Wirtschaftsliberalismus und Materialismus, der im Hochmittelalter auf dem Pferd und mit dem Kreuz die Welt eroberte.
Hildegard von Bingen lebte in dieser Zeit der gewaltätigen Expansion der Adelsgeschlechter und Kirchenfürsten und war, angesichts der gewaltigen Nutzungsänderungen mitteleuropäischer Ländereien durch Besiedlung und Abholzung wohl zu recht erzürnt über die Verkehrung der Welt (die Siedlungsstruktur Deutschlands, einschließlich zahlreicher größerer Städte ist im Hochmittelalter entstanden). Was von ihr weniger bekannt ist, ist ihre erstmalige Rede von einer „Grünkraft“, die sie hinter dem eigenständigen Keimen und Wachsen der belebten Natur vermutet hat.
Dass Herr Janzen in Zeiten des Vormarsches ungehemmter kriegerischer Ambitionen und des drohenden Weltkrieges um Ressourcen ausgerechnet die „globale Zusammenarbeit“ beschwört, die bisher nur zur Ausbeutung und Beherrschung armer schwacher Länder zugunsten der reichen diente, scheint sich eher mit dem modernen Kreuzzug des WEF zur Weltherrschaft zu decken als mit den notwendigen regionalen und nationalen Bemühungen um eine Re-Legion mit der lokalen Natur, um die Grünkraft für ein nachhaltiges und solidarisches Leben hierzulande, als Voraussetzung für Genügsamkeit und Frieden zu bewahren und zu stärken.
Es geht um die Frage, ob die global gegebenen Ressourcen für alle Menschen ein ausreichendes Lebensniveau und daher Frieden erlauben würden und um die Frage, was die Menschheit daran hindert, dies zu verwirklichen.
Das ist primär keine Frage der Verteilung, wie der ChatGPT bzw. Janzen meint, sondern eine Frage der Aneignung, der militanten Besitzergreifung der Ressourcen durch die Wirtschaftsmächtigen, die schließlich der Masse der Menschheit nichts mehr überlassen möchte und sie daher für überschüssig, für zu viel für den Planeten erklärt, um sich dadurch die Legitimation zur Rettung des Planeten durch ihre Vernichtung zu verschaffen, wie dies von Vertretern des great reset immer unverblümter als Lösung aller Probleme kommuniziert wird.
Diese apokalyptischen Vernichtungsphantasien übergeschnappter Technokraten bedrohen die Menschheit heute in einem derartigen Ausmaß, dass Theologen dazu eigentlich nicht mehr schweigen können.

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