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re

JensZottel schrieb am 23. April 2003 22:04

> Leo_Plegger schrieb am 23. April 2003 10:53

> > Was ist 'wirkliche' Demokratie?
> > Was ist 'wirkliches' christliches Leben? 

> Von einer wirklichen Demokratie erwarte ich, daß sich alle Bürger an
> den anstehenden Entscheidungen beteiligen können. 

Eine legitime Forderung. Es wäre spannend zu erleben, wie viele
Bürger sich langfristig für Dinge wie die Verordnung über die
minimale Profiltiefe bei landwirtschaftlichen Fahrzeugen über 2,5
Tonnen interessieren.

> Dazu gehört die Möglichkeit sich umfassend informieren zu können,
> Diskussionsmöglichkeiten und natürlich auch politischer Einfluß ohne
> Lobbyarbeit.

Informationen sind reichlich vorhanden, zu allen Themen, behaupte ich
einfach mal. Ich glaube nicht, dass ~60 Millionen sich tagtäglich in
diese vertiefen, sie überprüfen, bewerten, ihre Meinungen mit anderen
über diese Dinge austauschen, gegenteilige Expertenmeinungen sichten
und so fort - für ein, zwei Themen mag das noch gehen, darüber hinaus
halte ich es für unmöglich, wenn man nicht dieses, sondern etwas
anderes beruflich macht (oder in der Ausbildung steckt). Wenn alle
alles mitentscheiden sollten sie idealerweise aber schon über
fundiertes Wissen verfügen.

> > Freier als im Freien Westen können sich Menschenmassen mit
> > heterogenen Ansprüchen und Wünschen nicht entfalten. 
> > 
> > Die formale Gleichheit ist hergestellt im Freien Westen. 

> eine formale Gleichheit ist mir zuwenig

Sie ist Voraussetzung für alles weitere und mehr, als der
überwiegende Teil der Menschheit kennt. Ich denke, das sollte man bei
aller Kritik nicht aus den Augen verlieren.

> eine Gleichheit der Chancen ist das mindeste

Schulpflicht zum Beispiel ist chancengleichheitsfördernd, und unser
Staat muß dafür Sorge tragen, dass der Erwerb der benötigten
Unterichtsmittel nicht an finanzieller Eingeschränktheit von Eltern
scheitert. Die Lernleistung müssen aber immer die Kinder selber
erbringen, und unter denen gibt es Unterschiede.

> > Was genau sich hinter 'Brüderlichkeit' verbirgt ist etwas rätselhaft.
> > Was aber kein Gesetz und keine Regel bewerkstelligen kann ist die
> > Angleichung der unterschiedlichen Potenziale unterschiedlicher
> > Menschen. Die Erkenntnis, Pflege und Nutzbarmachung eigener
> > Möglichkeiten war, ist und bleibt dem Einzelnen überlassen; die
> > freien Gesellschaften des Westens bieten die historisch besten
> > Möglichkeiten dazu.

> Das stimmt soweit, wie die eigenen Möglichkeiten mit den
> Erfordernissen des Systemes (der Wirtschaft ?!) übereinstimmen und
> ein günstiger 'Startpunkt' gegeben ist. Aber wehe dem ist nicht so.
> (Die gleiche Behauptung haben die DDR-Oberen auch aufgestellt. Du
> kannst 'die freien Gesellschaften des Westens'gegen 'die
> sozialistischen Gesellschaften' tauschen. Jetzt wie auch damals
> bleibt es eine Behauptung.)

Ich sehe das anders. Jeder der will und die Auffassungsgabe mitbringt
kann im Westen die Qualifikation erwerben, nach der er strebt, und
den Beruf ausüben, den er will. 'Erfolg' ist nie garantiert, aber
jeder hat die Chance, wenn er oder sie nicht zuviel Zeit verstreichen
lässt. Diese Situation hebt sich sehr von der in der DDR ab, denke
ich.

> Soweit ich das sehe profitieren vor allem die Starken vom 'durch
> andere erwirtschaftetem gesellschaftlichem Reichtum'. 

Es besteht sicher eine Wechselwirkung, der Arbeitgeber ist nichts
ohne qualifizierte Arbeitnehmer, diese haben keine Arbeit ohne fähige
Unternehmer. 

> Die Schwachen bekommen immerhin ein paar Almosen, damit sie ruhig sind.

Ich hab's selber verwendet, aber 'Almosen' ist das falsche Wort, es
bestehen Rechtsansprüche. Schon diese gehe auf Kosten von irgendwem,
typischerweise solche Leuten, die diese Rechte nicht selber in
Anspruch nehmen.

Wieviel geldwerte 'Solidarität' ist diesen Menschen abzuverlangen?

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