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  • Porcupine17

mehr als 1000 Beiträge seit 14.07.2012

Man ist nicht geschlafwandelt

hdwinkel schrieb am 01.10.2024 09:12:

Vergleiche haben ihre Grenzen, aber die Situation heute erinnert ein wenig an die Situation am Vorabend des WK1.
- Es standen sich Machtblöcke gegenüber, die sich ideologisch eigentlich kaum unterschieden, keine Rassenideologie z.B. als Motiv
- Die Wirtschaftssysteme ähnelten einander, kein Kommunismus vs. Kapitalismus
- Es gab die Etablierten und die Emporkömmlinge
- Kriegsbegeistert waren wohl die Wenigsten, aber der Krieg war in den Köpfen und man hat es praktisch darauf ankommen lassen, nicht aktiv verhindert
- Aktive Förderung der damaligen 'Superwaffen', der Flottenverbände

Was folgte dürfte ebenfalls bekannt sein:
- Es genügte ein geringer Anlass, um in den Krieg zu schlafwandeln
- Nicht der Krieg als solcher wurde in Frage gestellt, sondern nur der Gegner war schuld und musste bekämpft werden
- Bündnispflichten führten dann letztendlich zur umfassenden Katastrophe
- Industrielle Vernichtung von Millionen

Irgendwie kommt es mir so vor, als ob wir die Fehler der Vergangenheit gerade wiederholen. Das Muster ist jedenfalls klar erkennbar.
Und es soll niemand begaupten, unsere Urgroßväter hätten aus Uninformiertheit gehandelt.
Genauso wenig uninformiert sind wir heute.

Man ist 1914 nicht in den Krieg geschlafwandelt. Viele haben ihn zwar nicht gewollt, waren aber aufgrund der Entwicklung überzeugt das der große Krieg früher oder später so oder so kommen würde. 1914 war ja nicht die erste Krise, schon zweimal vorher war man in diesem Jahrzehnt knapp am großen Krieg vorbei geschrammt.

Für viele war es also nicht die Frage ob es einen Krieg gibt sondern nur wann. Und damit wurde es zu einem Kalkül "Ist es besser jetzt einen Krieg zu haben oder später?". Beide Seiten (Entente und Mittelmächte) analysierten die Entwicklung so das sich das Verhältnis der Kräfte langsam aber sicher zugunsten der Entente verschob. Also waren es folgerichtig die Mittelmächte welche den nächsten sich bietenden Anlass nutzten den großen Krieg auslösen.

Der große Unterschied heute zu 1914 ist das keine Seite ernsthaft glauben kann einen großen Krieg zu gewinnen. Daher wird dieses Szenario nicht eintreten. Wenn es zu einem großen Krieg dann so wie 1939: "Wir marschieren in Polen ein. Es wird deshalb aber keinen Krieg mit dem Westen geben. Einen solchen großen Krieg will ja keiner".

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (01.10.2024 11:08).

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