Also sagen wir mal so: In der freien Wirtschaft gibt es einen extremen Leistungsdruck und der steigt stetig an. Vor allen in kleinen und mittleren Unternehmen. Hier wird an Angestelltengehältern gespart wo es nur geht. Egal ob Gehaltserhöhung oder Personaleinstellungen.
Das heißt, dass ohnehin viel zu viel Arbeit auf zu wenig Schultern verlastet ist. Die Mitarbeiter sind deshalb nicht glücklicher, sondern erledigen halt so viel von der Arbeit wie möglich. Meiner Beobachtung nach ist der Bogen in den meisten Unternehmen ohnehin überspannt. Die Mitarbeiter nutzen jede Gelegenheit zu pausieren, wo es nur geht. Egal ob Kaffeepause, "ausufernes Dienstgespräch mit Kollegen", Handysurfen (Internetsurfen ist ja meist verboten) oder ausgedehnte Toilettengänge.
Das Homeoffice hat hier Druck rausgenommen. Der Chef kann hier einen einfach nicht mehr im Nacken hängen und überprüfen was man macht. Die oft vorgebrachte These, dass das Homeoffice den Mitarbeiter schadet, weil dieser die "Arbeit mit nach Hause bringt und deshalb nicht mehr abschalten kann", mag stimmen, Homeoffice ist aber unterm Strich eine enorme Erleichterung.
Man erspart sich den (zumeist) extrem stressigen Arbeitsweg und kann ausreichend (und unbeobachtet) Pausen machen. Sofern man es nicht übertreibt, wie eine ehemalige Kollegin von mir, die dann den Laptop neben sich stellte und den ganzen Tag Fernsehen schaute (und bei den Teams-Meeting dann erstmal geräuschvoll den Fernseher ausschaltete), kann einen auch nichts passieren (Sie wurde selbstverständlich gekündigt, denn wer es so übertreibt und sich so dämlich anstellt....).
Da es zu viel Arbeit gibt, den man zumeist ohnehin kaum schafft, wird in den meisten Unternehmen eine 4-Tages-Woche schwer umzusetzen sein. Natürlich ist es erholsamer und selbstredend wird man mehr schaffen, aber ich glaube nicht, dass man damit eine solche Effizienzsteigerung hinbekommt. Nicht in Deutschland bei den KMU.
In Großunternehmen und dem Öffendlichen Dienst sieht es ganz anders aus. Gerade im ÖD arbeitet sich niemand zu Tode. Wenn da Arbeit liegenbleibt dann ist das halt so. Mitarbeiter im ÖD, die nicht arbeiten, bekommt man da ohnehin nicht mehr raus.
Bei Großkonzernen ist das anders, da dort ein gewisser Druck herrscht, aber die Mitarbeiter für gewöhlich sicher sind und nicht ihre spontane Kündigung wie bei den KMUs befürchten müssen, wenn sie mal eine Zeitlang nicht ihr Pensum schaffen.
Hier würde eine Vier-Tages-Woche durchaus Sinn machen. Gerade für den ÖD, der schlechtere Löhne zahlt als die Großkonzerne (aber erheblich bessere als die KMUs), wäre das endlich mal ein Vorteil für die Mitarbeitergewinnung.
BTW: Solche Idioten, die hier als Youtube-Kommentar erwähnt worden, dass es Mitarbeiter gibt, die es geil finden Sonntags unentgeldlich zu arbeiten, sind ein Problem. Zuallererst für sich selbst, weil das der Körper nicht ewig mitmacht. Selbstverständlich kann Arbeit erfüllend sein, aber das ist zu viel. Aber auch ein Problem für die Gesellschaft, den Gesetzgeber und den Kollegen.