Folgendes schreibt Prof. Dr. Faust dazu, dessen umfangreiche und oft penibel recherchierten sowie sorgsam und aufwändig zusammengetragenen Informationen zu psychosozialen Fragestellungen im deutschsprachigen Internet von hohem Wert sind (danke!).
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/pdf/Int.1-Arbeitslosigkeit_und_psychsoziale_Folgen.pdf
Zum Abschluss noch einmal eine kurz gefasste Übersicht. Im Einzelnen:
● Die Ursachen und ihre Folgen
- Untätigkeit ist nicht Freizeit. Was im Übermaß vorhanden ist, verliert an
Wert.- Selbst entsprechende Freizeit-, Weiterbildungs- und Umschulungsangebo-
te können dadurch zur Belastung werden.- Man kann nicht wochen- und monatelang entspannen, das wird zum Stress
eigener Art.- Das Zeitgefühl geht verloren. Man kann sich nicht mehr recht erinnern,
was man selbst die letzten Tage gemacht hat.- Der geistige und körperliche Trainingsverlust führt dazu, dass selbst bana-
le Aufgaben immer anstrengender werden.- Berufsarbeit und Arbeitsplatz sind für viele noch immer die zentrale Le-
benssphäre, auf jeden Fall ein Ort der Geselligkeit, der Kontakte, des geis-
tigen und gemütsmäßigen Austauschs. Das realisiert man erst als Arbeits-
loser.- Die Betroffenen verlieren langsam an Selbstachtung. Es beginnt ein neues,
ungewolltes Verhältnis zur gewohnten Umwelt, zu Freunden, Bekannten,
Nachbarn, ehemaligen Arbeitskollegen.- Die Pseudo-Beschäftigungen werden immer unerträglicher: „Man weiß
bald nicht mehr was man tun soll, um überhaupt etwas zu tun“.- Die einseitig materiell ausgerichtete Wertwelt unserer Zeit zwingt dem Ar-
beitslosen Schuldgefühle auf („Menschen zweiter Klasse“). Dies betrifft of-
fenbar vor allem ältere Männer.● So lässt bisweilen ein seelisches, psychosoziales, psychosomatisches und
schließlich sogar organisches Beschwerdebild nicht lange auf sich warten:- In seelischer Hinsicht sind manche Betroffene zunehmend verunsichert,
verzagt, resigniert, verstimmt, ja bedrückt und niedergeschlagen, auf jeden
Fall leicht verletzlich und kränkbar, pessimistisch, schließlich negativistisch
(„schwarze Brille“), vorwurfsvoll, missgestimmt-mürrisch, reizbar, ja auf-
brausend bis aggressiv, wenn nicht gar feindselig.
Es häufen sich Merk- und Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Ent-
scheidungsunfähigkeit, ängstlich-hilfloses Abwiegen selbst banaler Frage-
stellungen und Aufgaben, schließlich dauerndes Gedankenkreisen, Grübeln
und zuletzt hypochondrische Befürchtungen.- In körperlicher Hinsicht sind es vor allem psychosomatisch interpretierbare
Beschwerden ohne krankhaften organischen Befund: Kopfdruck, allgemei-
ne, schwer abgrenzende, häufig auch wandernde Missempfindungen.
Nicht selten auch so genannte vegetative Entgleisungen (Hitzewallungen,
Kälteschauer, erhöhte Temperaturempfindlichkeit), sowie Störungen von
Herz und Kreislauf, Atmung, Magen-Darm, Schlaf u. a.- Und schließlich sogar bestimmte psychosoziale Folgen: Die meisten ent-
zünden sich an den seelischen und körperlichen Beeinträchtigungen (s. o.).
Es kann aber auch zu extremen Konsequenzen kommen wie vermehrte
Eigentumsdelikte, ja Zunahme von Gewalttätigkeit, vor allem gegenüber
Kindern und Tieren und zuletzt zu einer gefährlichen Suizidalität (Selbst-
tötungsneigung).
Ich selbst allerdings hatte schon vor der Langzeitarbeitslosigkeit erhebliche Probleme gehabt, und auch von Kindheit an, so dass die Folgen der Arbeitslosigkeit (die ich natürlich auch an Bekannten ausmachen kann) im Vergleich nicht so schwer ins Gewicht fallen, außer für Weicheier natürlich.
Außerdem nehme ich deswegen keine Stigmatisierung an. Meine und die deutschen Grundwerte kenne ich ja. Da habe ich schon meinen Stolz.