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mehr als 1000 Beiträge seit 18.01.2007

Erich Fromm: "Die Furcht vor der Freiheit"

Auszug:
"Im Kapitalismus wurde die wirtschaftliche Betätigung, der Erfolg und der materielle Gewinn Selbstzweck. Es wurde zum Schicksal des Menschen, daß er zum Gedeihen des Wirtschaftssystems beitragen mußte, daß er Kapital anhäufen mußte, und dies nicht zum eigenen Glück oder Heil, sondern als Selbstzweck. Der Mensch wurde zum Zahnrad in einem riesigen Wirtschaftsapparat - zu einem wichtigen Zahnrad, falls er über viel Kapital verfügte, und zu einem unwichtigen, wenn er kein Geld hatte -, aber er war stets ein Zahnrad, das einem Zweck diente, der außerhalb seiner selbst lag. Die Bereitschaft, die eigene Person außermenschlichen Zwecken unterzuordnen, hatte der Protestantismus bereits vorbereitet, wenngleich Luther oder Calvin nichts ferner gelegen hätte, als ein solches Übergewicht der wirtschaftlichen Betätigung gutzuheißen. Aber sie hatten in ihrer theologischen Lehre immerhin dieser Entwicklung den Boden bereitet, indem sie dem Menschen sein geistiges Rückrat brachen, ihm das Gefühl für seine Würde und seinen Stolz nahmen und ihn lehrten, er habe mit seiner Tätigkeit Zwecken zu dienen, die außerhalb seiner selbst liegen."

Er führt auch aus, daß man dermaßen konditionierten Menschen - was die Psyche angeht - auch ganz andere "höhere Ziele" unterjubeln kann. Und das sollte man vielleicht mit in Betracht ziehen.

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