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  • KarierterHut

mehr als 1000 Beiträge seit 15.07.2009

Re: Was braucht der Mensch: genau !Arbeit!.

Twistie2015 schrieb am 03.04.2017 17:12:

aber diejenigen, die tatsächlich ihr Selbstwertgefühl davon ableiten, würden ja auch davon profitieren, dass diejenigen, die dies anders sehen, ihnen nicht ggf. Arbeitsplätze wegnehmen würden weil sie diese annehmen müssen.
Es ist doch sinnfrei, wenn sich Paul A. zu einer Maßnahme quält nachdem die Arbeitsagentur mit großen Mitteleinsatz jeglicher Art ihn endlich so in der Zange hat, dass er sich nicht mehr drücken kann, während Paul B. gerne zu der Maßnahme möchte, aber nicht darf weil kein Platz mehr frei ist.

Wenn Paul B unbedingt Kot aufsammeln möchte um sich damit gut zu fühlen, wer hindert ihn daran, dies zu tun? Aber warum soll Paul A. dies auch tun müssen, wenn sein Selbstwertgefühl usw. nicht daran hängt?

Vom Roboter-Schlaraffenland sind wir noch viele Jahrzehnte entfernt. Wer möchte, kann sich ja jetzt schon mit den mehr oder weniger wahrscheinlichen Problemen der fernen Zukunft beschäftigen. Ich möchte mich auf die Probleme der Gegenwart konzentrieren.

Im Moment ist immer noch menschliche Arbeit notwendig um die Existenz der einzelnen Individuen und damit der Gesellschaft sicher zu stellen. Das Selbstwertgefühl, das sich aus Arbeit speist hat seine Quelle nicht nur in der konkreten Tätigkeit sondern vor allem im Bewußtsein, etwas für die Gemeinschaft zu tun und sinnvoller Teil dieser zu sein. Ihre Annahme, dass die reine Arbeit als solche dieses Selbstwertgefühl erzeugt greift da etwas zu kurz.

Viele (zugegebener Maßen nicht alle) Menschen erwarten nun, dass jeder, der etwas für die Gesellschaft tut von dieser auch etwas zurück bekommt. Und sie erwarten daher auch, dass jeder, der etwas von der Gesellschaft verlangt auch etwas für diese tut. Das Thema hatten wir vor einigen Tagen ja schon mal.

Um auf Ihr Beispiel zurück zu kommen: Wenn A eine Tätigkeit ausführt die seinen Mitmenschen nutzt, er für diese Tätigkeit Anerkennung erfährt und er im Ausgleich für seine Arbeit von den Arbeitsergebnissen anderer Mitglieder der Gesellschaft profitiert, warum sollte er etwas dagegen haben wenn B ebenfalls diese Tätigkeit ausführt?

Und nun zum unappetitlichen Teil Ihres Beispiels. Es gibt nun mal Arbeiten, die getan werden müssen. Z.B. für saubere Straßen sorgen. Irgendwer in der Gemeinschaft muss es tun (so lange wir nicht die passenden Roboter haben), auch wenn es niemandem Spaß macht.

Wenn nun A sich durch eine Weiterbildung quält und danach einen anspruchsvollen Job ausführt und B zu dieser Weiterbildung keine Lust hat dann kann es durchaus sein, dass für ihn nur die Straßensäuberung als Arbeit übrig bleibt.

Es könnte sogar sein, dass es nur einen anspruchsvollen Job aber 10 potentielle Arbeiter gibt. Dann macht halt der mit den besten Weiterbildungsergebnissen diesen Job und die anderen 9 machen die Straße sauber. Oder 2 teilen sich den Job und 8 reinigen die Straße. Oder 2 machen den Job und 4 kehren Straße und 2 sorgen für eine hübsche Bepflanzung und 2 kochen für den Rest. Es gibt da sicher viele Möglichkeiten sich nützlich zu machen.
Die konkrete Tätigkeit macht vielleicht nicht jedem Spaß, aber hinterher können alle stolz darauf sein, etwas für die Gesellschaft getan zu haben. Sowohl die Straßenkehrer als auch der mit dem anspruchsvollen Job.
In einem gebe ich dem Erstposter recht. Der reine Kapitalismus wird diese Form der Arbeitsteilung nicht realisieren können.

Und um es auf die Spitze zu treiben, sicher gibt es auch Menschen, deren Selbstwertgefühl sich erhöht, wenn sie nicht arbeiten. Und sich von anderen Menschen aushalten lassen. Von denen werden sie dann als Schmarotzer bezeichnet. Und sie revanchieren sich damit, arbeitende Menschen als dumm hinzustellen.

Ich persönlich sehe das gelassen. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass sich erhebliche Probleme ergeben wenn sich Menschen beider Lebenseinstellungen begegnen. Die einen halten eine Gesellschaft für gerecht, in der alle arbeiten und die anderen, in der keiner arbeiten muss. Das passt schlecht zusammen. Ich plädiere daher dafür, beide Gruppen voneinander zu trennen. Soll doch jeder nach seiner Fason glücklich werden.

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