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mehr als 1000 Beiträge seit 13.01.2000

Loesungsansaetze (2003-2015)

Nestor Kirchner, 2003-2007, Peronist. Nachdem Duhalde die Schmutzarbeit geleistet hatte, erholte sich Argentinien sehr rasch. V.a. durch das rasche Wachstum Chinas stiegen die Preise vieler Exportprodukte Argentiniens, was zu einer Phase des Wohlstands fuehrte. Der Peso war ueber Jahre hinweg stabil und die Leute begannen, ihm zu vertrauen, was sogar dazu fuehrte, dass Immobiliengeschaefte, die traditionell in US-Dollar abgewickelt wurden (und werden), eine Zeit lang teilweise in Pesos stattfanden.

Gegen Ende seiner Amtszeit kam es aber zu vermehrten Reibereien in der Regierung. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis klar wurde, weshalb ...

Cristina Fernandez de Kirchner, 2007-2015, Peronistin, und Ehegattin von Nestor Kirchner. In Argentinien koennen Praesidenten maximal einmal wiedergewaehlt werden. Der Plan der Kirchners war, sich im Amt abzuwechseln, um so beliebig lange regieren zu koennen. Also etwa so wie Putin und Medvedev. Nun war also Cristina Praesidentin, waehrend Nestor die Zuegel in der Hand behielt ...

... bis zu seinem ueberraschenden Tod 2010. Cristina gewann als trauernde Witwe die Wiederwahl 2011 mit Leichtigkeit. Es gab schon diverse Anzeichen, dass die fetten Jahr vorbei waren. Es wurde u.a. davon aus gegangen, dass, um den Staatshaushalt zu entlasten, Subventionen auf Energie und Transporte stark zurueckgefahren wuerden.

Sofort nach der WIederwahl kam es zu noch haerteren Massnahmen. U.a. wurde eine leichtere Form des "corralito" eingefuehrt, der "cepo": nun konnte man nur noch maximal 200 US-Dollar pro Kopf und Monat kaufen. Weil der Peso seit 2008 wieder unter Druck gekommen war, wichen viele Argentinier auf den Dollar aus, um in einer stabilen Waehrung sparen zu koennen.

Ausserdem wurden Importe durch buerokratische Hindernisse stark erschwert. Ohne Bestechung war fast nichts mehr zu machen.

Das Zurueckfahren der Subventionen wurde zwar vorbereitet, als es Ende 2015 aber zu einem katastrophalen Zugunglueck in der Station von Once kam, fuerchtete die Regierung aber den Volkszorn, und fasste die Subventionen nicht an.

Dazu muss man wissen, dass, um das Staatsdefizit zu bremsen, das zu einem guten Teil von den Subventionen stammte, versucht wurde, die noetigen Gelder zu minimieren. Das bedeutete, dass zwar der Betrieb subventioniert wurde, aber kein Geld fuer Wartungsarbeiten blieb. Damit wurde das Stromnetz immer fragiler. Einmal, ich glaube es war 2013, fiel der Strom in weiten Teilen von Buenos Aires kurz vor Weihnachten aus, und viele sassen zu Neujahr immernoch im Dunkeln. Ich hatte damals Glueck: die Finsternis begann erst ein Strasse weiter ...

Auch Strassen und Eisenbahnen wurden vernachlaessigt. Fast taeglich kam es zu Entgleisungen. Bis dann eben 2012 ein Regionalzug ungebremst auf einen Prellbock auffuhr, dieser, statt den Zug aufzufangen, um keinen Millimeter nachgab (wegen gravierenden Wartungsfehlern), der Zug zusammengestaucht wurde, und 72 Passagiere ihr Leben verloren.

Das wurde immer wilder, es kam zu Massenprotesten der Mittelklasse, und schliesslich verlor Daniel Scioli, der Kandidat von Cristina (sie selbst war schon in ihrem zweiten Mandat und konnte nicht erneut antreten), 2015 die Wahlen.

(Ich lasse hier einige Sternstunden des Kirchnerismus aus, wie den Bauernkrieg 2008 und die ruinoese Wiederverstaatlichung von YPF 2012, von der man wohl bald noch mehr lesen wird.)

- Werner

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