Der Artikel geht von der europaeischen Erfahrung aus, in der gut funktionierende Sozialdemokratien durch den Neoliberalismus ausgehoehlt wurden.
Mit der Situation in Argentinien kann man das kaum vergleichen. Erstens orientierte sich die Wirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte eher am Modell der Sovietunion unter Brezhnev, zweitens fuehrte dieses Modell in dieser Zeit zweimal beinahe zum Staatsbankrott, und drittens kann man eine Entwicklung, bei der die Haelfte der Bevoelkerung in Armut lebt, Tendenz steigend, kaum als vorbildlich betrachten.
Allerdings sollte man sich bei der Betrachtung nicht zu sehr am Kommunismus bzw. Kollektivismus verbeissen, denn das eigentliche Uebel ist schon aelter, und nennt sich Peronismus. Der entspricht weniger einer politischen Orientierung (von Trotsky bis Thatcher findet man dort alle Spielarten der Politik) als einer Gesellschaftsordnung, naemlich der des Feudalismus.
DIe Analogie ist nicht hundertprozentig, beispielsweise ist die Erblichkeit von Privilegien etwas schwaecher ausgepraegt, aber die starken Aehnlichkeiten sind unuebersehbar. V.a. handelt es sich um eine Klasse, Milei nennt das "Kaste", die jeden, der ihr die Herrschaft streitig macht (Alfonsin, Macri, nun Milei), erbarmungslos bekaempft.
Ich lebe seit 2002 in Argentinien. Ich werde unter diesen Artikel ein paar meiner Eindruecke kurz skizzieren.
- Werner