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  • Der Psychater

407 Beiträge seit 05.04.2020

Peronismus ist kein Sozialismus

Argentinien hat als Alleinstellungsmerkmal den Peronismus. Auch wenn es schwerfällt, der hat mit Sozialismus nichts zu tun. Peron selbst bekämpfte die Sozialisten in den 40ern. Seine Wirtschaftspolitik war der faschistischen ähnlich. Bis heute steht der Peronismus für einen ökonomischen Nationalismus, der möglichst national autark aufgestellt sein möchte, zugleich merkantilistisch beim Export von Agrarprodukten (vor allem Fleisch und Getreide) ist.

Der Peronismus ist eine sehr schillernde politische Strömung mit unterschiedlicher Ausprägung. Man spricht von Linksperonismus, wenn die Politik darauf ausgerichtet ist, die ärmere Bevölkerung zu bezuschussen, die Opposition spricht dabei von Wählerkauf. Der Kirchnerismus druckte gerne Geld, oder verschenkte Land, um Wahlgeschenke unters Arbeiter- und Rentnervolk zu verteilen. Gelitten hat darunter eher die Mittelschicht, als die reiche Oberschicht mit ihren Devisenkonten z.B. in den USA oder Spanien. Es gibt aber auch Rechtsperonismus, der in den 90er Jahren vorherrschte, aber mit dem Zusammenbruch der Währung 2001 auf Bundesebene mit dem Kirchnerismus verschwand. Grundsätzlich gehören die führenden Peronisten eher der reichen Oberschicht an, die in einigen Provinzen sogar feudalen Charakter annehmen, da einzelne Familiendynastien bereits seit Jahrhunderten regieren, sie werden dort kontinuierlich von der Bevölkerung gewählt. Der Kapitalismus wird vom Peronismus nicht in Frage gestellt. Neben den Peronisten und Neoliberalen gibt es auch diverse sozialistische Parteien, die jedoch bei Wahlen nicht besonders stark abschneiden.

Historisch hat Argentinien unter Deflationskrisen Ende des 19. Jahrhunderts sehr gelitten, weswegen wohl Inflation nicht als größtes Übel angesehen wird. Der deutsch-argentinische Wirtschaftstheoretiker Silvio Gesell empfahl Anfang des 20. Jahrhunderts eine Geldwirtschaft, bei der das Geld innerlich im Laufe der Zeit an Wert verliert, was aber keine Inflation darstellen sollte, sondern ein Geldschein z.B. mit der Einheit 10 sollte nach z.B. 1 Jahr nur noch die Einheit 5 repräsentieren. Gesell war 1919 für ein oder 2 Wochen Finanzminister der Münchener Räterepublik. Seine ökonomische Theorie wird zuweilen auch heute im Studium der VWL veranschaulicht und diskutiert.

Derzeit steuert Argentinien auf einen Kollaps seiner Währung zu. In den letzten 20 Jahren betrug die Inflation zwischen 30% und 60%. Derzeit läuft alles auf 200% hinaus. Keine Ahnung wie eine Währung das aushalten kann ohne zu kollabieren, wie bereits 2001 mit der Peso-Dollar-Koppelung. Aber Argentiniens Ökonomie hat schon öfters Dinge kapriziert, die Volkswirtschaftslehren für unmöglich gehalten haben. Falls es zu einem Kollaps kommt, bleibt eigentlich nur die Dollarisierung der Währung. Weder im Inneren, noch im Äußeren hat irgendjemand Vertrauen in die Witzwährung argentinischer Peso.

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