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  • Abbreviatus

mehr als 1000 Beiträge seit 04.01.2011

Re: Der "das System aus Menschen besteht"-bullshit

blu_frisbee schrieb am 23. Dezember 2012 15:41

> Das ist die Idiotie gegen die ich seit Jahren anschreibe:
> Daß das System aus Menschen bestünde.

Ehrliche Frage: Tut es das denn nicht? Gallileo hast du auch genannt,
also bleib ich beim Sonnensystem: Das besteht doch auch Planeten, wie
unser System aus den in ihm lebenden Menschen besteht.
Oder ist eher gemeint, dass sich die Charakteristika des System nicht
aus seinen Elementen ableiten lassen? Dass es also keine Rolle
spielt, aus welchen konkreten Menschen das System besteht? Würde
gerne verstehen, wie das gemeint ist.

> Das System besteht nicht aus Menschen, sondern aus Beziehungen.
> Ein System ist keine bloße Menge, sondern eine Relation, eine
> Algebra, eine Topologie, eine Ordnung.

Ja das habe ich gelesen, bevor ich oben die Frage stellte. Ich bin
jedoch der Meinung, dass die Elemente des Systems so wichtig sind wie
das System selbst, denn ohne Menschen gäbe es ja kein System (
trivial) bzw es würde keinen Sinn machen, überhaupt zu versuchen, das
System zu definieren. 

> Die wesentlich strukturierende Beziehung hier ist das exklusive und
> exkludierende Privateigentum an Produktionsmitteln.

Dem Argument kann ich folgen, möchte aber einwenden, dass ebendiese
Beziehung nicht naturgegeben ist, und damit auch nicht zwingend,
sondern zumindest in unserer Gesellschaft eine Art Vereinbarung
darstellt bzw sich entwickelt hat. 

> Das immanenten Gesetz dieser Produktionsweise lautet Profit machen
> und es ist keine innere Freiheit des persönlichen Kapitalisten dem
> nachzukommen, die Konkurrenz herrscht ihm den Systemzwang als
> äußerlichen auf. 

Mit dem Systemzwang hast du Recht. Allerdings ist das Ziel nicht nur,
Profit zu machen, sondern diesen unabhängig von seiner Größe weiter
zu steigern. Wenn es nur um Profit ginge, wäre eine Situation
denkbar, nach der beide Seiten des Produktionsverhältnisses zufrieden
wären. Der Arbeiter hat für seine Arbeit einen guten Lohn erhalten,
der Fabrikbesitzer aus dessen Arbeit einen guten Profit erhalten. 
Was dem Kapitalismus fehlt ist eine Grenze, ein absolutes
Entscheidungskriterium, nach dessen Erreichen die betrachtete Größe
nicht weiter wachsen muss. Dadurch aber passt das kapitalistische
System grundlegend nicht zur Realität, in welcher alles, wirklich
alles irgendeine Grenze hat. 

> Sobald Ihre Ideologie vom Individuum sich an der Realität blamiert
> wird sie "moralisch": Das ist das Defizit bürgerlicher Ideologie daß
> sie die wesentlich Systemfunktion für den "moralischen" Mangel des
> Personals hält.
> > http://www.annotazioni.de/post/1013

Danke für den Link, fand es sehr interessant. Aber wieso, ich hab es
immer noch nicht verstanden, ist die Vorstellung vom Individuum eine
Ideologie und wird verurteilt? Oder richtet sich die Kritik an die
Sichtweise, dass die offensichtlichen Probleme unseres Systems einzig
an konkreten Menschen liegt und nicht etwa systemimmanent ist?

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