dass es nicht nur relative und absolute Armut (immer gemessen an einem idealen Status Quo) gibt, sondern Armut immer auch in Relation zu den Kapitalsorten gesetzt werden müsste, d.h. eine Verengung des Diskurses auf das ökonomische Kapital ist schlicht irreführend und völlig daneben. Denn es gibt neben dem ökonomischen Kapital auch das kulturelle, das symbolische und das soziale Kapital. Jemand der arm ist, kann sehr wohl über soziales, kulturelles und symbolisches Kapital verfügen. Das hängt wiederum ganz vom Milieu ab, in dem er sich bewegt. Die Grenzen sind dabei fließend. Es gibt genug Gebildete, die leben mit wenig Kapital sehr gut und Idioten, die mit viel Kapital überhaupt nicht umgehen können. Deshalb pauschal zu sagen, Armut wäre vom Schicksal abhängig, halte ich angesichts der zunehmenden Reklerikalisierung der Gesellschaft für mehr als verwerflich, denn dem ist nicht so. Es liegt vielmehr am erlernten Umgang mit den Kapitalsorten und dem Grad der Resilienz aka der psychischen Widerstandskraft, der Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen und daraus gestärkt hervorzutreten, d.h. auch aus wenig Kapital viel Kapital zu machen.
Die globale Vermögensverteilung und die damit einhergehende Chancenverteilung stehen auf einem ganz anderen Papier! Und den Leuten einfach immer mehr Geld zu geben, bringt meiner Meinung nach garnix. Vielmehr sollte die öffentliche Infrastruktur mindestens erhalten, wenn nicht sogar ausgebaut werden, damit alle unabhängig vom Einkommen die Möglichkeit haben am gesellschaftlichen Leben zu partizipieren. Der monetäre Ansatz, also die Idee Probleme über Geld zu lösen, beweist im Grunde nur, wie weit sich bereits das systemische marktradikale Denken durchgesetzt haben. Die Losung lautet: Gebt ihnen einfach mehr Geld, damit sie mehr konsumieren können. Was sie konsumieren, darüber spricht jedoch niemand!
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (02.08.2019 16:38).