Ja, ging mir beim lesen auch durch den Kopf. Trotzdem, ein Single mit 3.500€ netto pro Monat kann sich sicher nicht beschweren, aber "Oberschicht"? Das ist so ähnlich, wie mit dem Spitzensteuersatz. Noch unter Kohl 56% ab Jahres-Einkommen oberhalb von 250.000 DM, die man nach Kaufkraftverlust durch die Euro-Einführung heute locker mit 1 DM = 1€ der 90er gleich setzen kann. Heute: "Der Spitzensteuersatz liegt bei 42 Prozent und wird ab einem Gehalt von 57.919 Euro (für das Jahr 2021) fällig." - ich selbst hatte Anfang der 2000er noch ein Jahresgehalt von 75.000 DM, und fand mich nicht besonders reich, was auch zu der damaligen Definition des Spitzensteuersatzes passte. Heute zahlt jemand mit einem Durchschnittslohn für qualifizierte Facharbeiter, den Spitzensteuersatz, so als ob er Rentier oder Vorstand einer global aktiven AG wäre. Das ist doch krank.
Und so wurde ja auch die Senkung des Spitzensteuersatzes von Schröder, von 53% auf 42% gegen finanziert. Ministerialbeamte, Staatssekretäre, Vorstände und Manager zahlten von heute auf morgen 11% weniger Steuer, dafür wurden Millionen Facharbeiter auf einmal zu Spitzensteuer-Zahlern.
Dieser erbärmliche, an den heutigen Kosten gemessene Betrag, war noch vor 20 Jahren ein gehobenes Durchschnittseinkommen, und heute gehört man damit zur "Oberschicht" - ich finde, allein daran kann man ganz gut ablesen, wo die Reise hin geht.