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mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2023

Wie wird man reich?

Die zentrale Frage ist: Wie wird man reich?

Man hat z.B. eine Geschäftsidee, beispielsweise Fliesen legen. Man fängt alleine an und ergattert Aufträge, die man ausführt für 20€/qm. Nach kurzer Zeit hat man mehr Aufträge, als man selbst bewältigen kann, also stellt man eine Person ein. Der zahlt man 40€ die Stunde und in dieser Stunde legt die Person 5qm, dafür kann man 100 € abrechnen. 40 € gehen für den Lohn weg, 40 € für Nebenkosten und 20 € kann der Chef einstreichen, ohne selbst gearbeitet zu haben. Mit dem zweiten Mitarbeiter geht das genauso und ab fünf Mitarbeitern hat man schon so viel ohne eigene Arbeit eingenommen, wie man selbst erarbeiten könnte. Es findet also ein Transfer von EInkommen statt vom Angestellten zum Chef, der Angestellte verliert ein wenig Einkommen, weil er unter Wert arbeitet und dieser Wert fließt dem Chef zu.

Eine andere Methode reich zu werden: Man schreibt ein Musikstück. Dazu muss man sich zuvor einige Jahre mindestens hobbymäßig mit Musik beschäftigt haben, dann setzt man sich auf seinen Hosenboden und komponiert 2 Monate lang die perfekte Musikidee. Da es qualifizierte Areit ist, seien das 60 €/Stunde und damit rund 20.000 € an Kosten. Anschließend verkauft man den Song für 50 Cent pro Käufer. Natürlich gehört Glück dazu und man trifft den Geschmack der Massen und das Ding verkauft sich 400.000x. Das sind Einnahmen von 200.000 € denen 20.000 € an Kosten/Wert in eigener Arbeit gegenüberstehen. Die restlichen 180.000€ sind ein Zufluss von Wert ohne Arbeit, der letztlich auf Mundpropaganda basiert und auf Netzwerkeffekten.

Das sind nur zwei Möglichkeiten von vielen weiteren, aber sie zeigen den zentralen Mechanismus auf: Es fließt Wert von mehreren/vielen Menschen ab ohne dass sie eine gleichwertige Gegenleistung erhalten und dieser fließt wenigen ohne eigene Leistung zu. Das bedeutet autoimatisch, dass es immer nur wenige Reiche geben kann und es viele geben muss, die diesen Reichtum erzeugen. Wie wird man also reich: Man eignet sich die Arbeitsleistung anderer an.

Man sieht auch deutlich, dass es bei dieser Betrachtung nur genau zwei Gruppen gibt, die einen denen Wert abhanden kommt, diese nennt man "Arme". Und die Gruppe, denen Wert zufließt, das sind "Reiche". Diese Definition kommt ganz ohne zahlenmäßige Grenzwerte aus, auch ohne relative Grenzwerte. Obwohl man natürlich eine Grenze da ziehen kann, wo jemand ein Einkommen aus Transfers in Höhe einer normalen Arbeitsleistung erhält, aber das ist ganz unnötig. Insbesondere kommt man ganz ohne den Begriff "Mittelschicht" aus.

Natürlich kann man auch die Gruppe der Armen noch unterteilen in Arme, die arbeiten und Arme, die nicht arbeiten und z.B. von Sozialleistungen leben (wenn man Sozialleistungen mal nicht als Wertzufluss betrachtet). Und natürlich gibt es auch unter den Armen Unterschiede im Lebensstandard. Diese sind allerdings meist eher graduell, denn erst ab der Grenze zum Reichtum tut sich echter Wohlstand auf.

Über den Daumen kann man wohl schätzen, dass heute etwa 1% reich sind nach obiger Definition und die restlichen 99% arm sind. Denn die Mechanismen greifen ja schon einige Zeit und ziehen beide Gruppen immer weiter auseinander.

Die Konstruktion einer "Mittelschicht" ist ein genialer rhetorischer und psychologischer Trick aus der Klasse "divide et impera". Die Reichen teilen damit die Gruppe der Armen in zwei Teile auf, die sie gegeneinander ausspielen. Die vermeintlichen Angehörigen der Mittelschicht betrachten sich nicht als arm, obwohl sie genau obiger dualer Definition entsprechen und tragen daher Maßnahmen mit, die nachteilig für Arme sind. Wesentlich ist: Die angebliche Mittelschicht ist vollständig Teil der Gruppe der Armen.
Das machen sich diejenigen aber nicht bewusst, da es ja ein anderes, besser klingendes Wort ist. Im Effekt betrachtet man sich als nicht arm - und damit indirekt der Gruppe der Reichen zugehörig. Und das ist natürlich viel angenehmer für das eigene Ego.

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