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Avatar von crumar
  • crumar

mehr als 1000 Beiträge seit 08.03.2007

Leider liegt er meistens völlig richtig

und es war ebenfalls richtig, mit dem Umsatz in Sachen Handel mit Subsahara-Afrika einzusteigen.
Wer die reinen Zahlen sieht, der merkt, es kann mit der These "Die Profite der Metropolen stammen aus der Peripherie" etwas nicht stimmen.

Der überwiegende Umsatz (also Im- plus Export ca. 28,8 Milliarden Euro) stammt aus dem Handel mit zwei Ländern (2019): Südafrika (ca. 18,9 Milliarden) und Nigeria (ca. 3,2 Milliarden). Für ganz (!) Afrika waren es ca. 48,1 Milliarden Euro im Jahr 2019.

Mit Ungarn war der Umsatz 2020 ca. 52,2 Milliarden Euro.
Ungarn hat ca. 10 Millionen Einwohner, Afrika 1340 Millionen.
Noch deutlicher ein weiterer Vergleich: Die Niederlande hat 17,3 Millionen EW und der Handelsumsatz mit ihnen war 2020 172,5 Milliarden Euro.

Nur mit diesen beiden europäischen Ländern wird ca. das fünffache des Umsatzvolumens im Vergleich zum gesamten afrikanischen Kontinent erzielt; sie haben aber nur ein fünfzigstel der Einwohnerzahl Afrikas.
Das wäre dann pro Kopf eine ganz ungeheure Ausbeutung - der Ungarn und Niederländer.

Wo ich ihm nicht zustimme: "Viele dieser Länder kommen auf dem Weltmarkt vorrangig als Lieferanten bestimmter Rohstoffe oder nur mit wenigen, für die Metropolen interessanten Branchen vor. Insofern entwickelt sich keine aufeinander abgestimmte Arbeitsteilung und kein funktionierender Wirtschaftskreislauf in der betreffenden "zurückgebliebenen" Ökonomie."

Da sehe ich durchaus einen Zusammenhang vom Anbau von bspw. "cash crops" für den Export in die entwickelten kapitalistischen Länder, die wertvolle Anbaufläche (und Wasser) für die Erzeugung heimischer Nahrungsmittel dem Markt entziehen.
Durch den Fokus auf solchen Export unterbleibt dann bspw. die Entwicklung eines afrikanischen Binnenmarktes.

Er schreibt zwar richtig: "Von den Wirkungen des Wertgesetzes auf dem Weltmarkt zum Schaden vieler Länder der Dritten Welt sind wiederum Handelsabkommen, Strukturanpassungsprogramme u. ä. zu unterscheiden."

Aber die Subventionen der EU für die Exporte der heimischen Agrar-Industrie auf das Preisniveau des Weltmarktes sollen das Wertgesetz konterkarieren, während die Durchsetzung des Freihandels dafür sorgt, dass sich bspw. afrikanische Staaten nicht einmal mit Importzöllen wehren dürfen, um eine bestehende oder im Aufbau begriffene heimische Industrie zu schützen.
Hier sehe ich auch politische Stellschrauben: Abbau von Subventionen und neue, faire Verträge.

Insgesamt ist sein Resümee: "Weder trifft die Erklärung des Konsumniveaus in den Metropolenländern aus dem Handel mit ärmeren Ländern zu noch die Parole "Weil sie arm sind, sind wir reich." aber korrekt.
Moralismus ersetzt kein politische Analyse.

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