Bei der Vermögensbetrachtung von "Reichen" wird (vor-)schnell davon ausgegangen, dass diese ihr Vermögen den "Nichtreichen" vorenthalten und letztere durch die ersteren ausschließlich benachteiligt werden. Dieses halte ich für falsch:
Bei der Vermögensbetrachtung unterscheide ich zwischen materiellen Gütern wie typischerweise "mein Haus, mein Auto, mein Boot, ..." und dem finanziellen Vermögen wie Wertpapiere, Guthaben, Bargeld.
Jegliches finanzielle Vermögen hat keinerlei innewohnenden Wert, sondern stellt nur den jeweiligen Gegenwert in Höhe der jeweiligen Nachfrage dar. Würde man nun allen Reichen auf einen Schlag enteignen und das Vermögen unter der restlichen Bevölkerung gleichmäßig verteilen, würde es dieser kein Bisschen besser gehen, weil es eben erstens keine inhaltlichen Werte sind, die verteilt werden können und zweitens aufgrund des plötzlich höheren Angebotes die Nachfrage sinkt und der Wert entsprechend abnimmt. Genau so gut könnte man jedem Erdbürger auf einen Schlag das doppelte Geld geben, welches er derzeit hat, dann hätten zwar alle höhere Beträge, wären aber kein Bisschen reicher als zuvor.
Bei materiellem Reichtum wird z.B. gerne missgünstig auf die große Jacht oder das dicke Auto geschaut und umgerechnet, wie viele Kleinwagen sich der Nichtreiche davon hätte kaufen können. Nur: das Geld, was Jacht oder Auto gekostet hat, hat der Reiche ja nicht mehr, dieses ist zurück im Kreislauf und wird z.B. als Lohn den Arbeitern ausgezahlt, die Jacht und Auto gebaut haben. Damit können vom Reichen mehr Leute leben als vom Armen. Und gerade am Industriestandort Deutschland können wir weltweit eher mit Produkten für Reiche konkurrieren (Mercedes, BMW, Audi, Porsche...) als mit Produkten für Arme. Autos für Ärmere werden überhaupt nicht in Deutschland hergestellt, noch nicht einmal in Europa, sondern z.B. in Indien. Insofern sollten wir froh sein, dass es auch Reiche gibt, denn davon leben wir besser als nur von Armen.