Moin, liebe ignorante Zyniker

Das Volksbegehren bringt ein Artenschutzgesetz auf den Weg, bei dem es um den Erhalt der Biodiversität insgesamt geht.

Da sind viele wieder empört, dass man sich bei der PR-Kampagne für den Artenschutz diesmal als 'umbrella species' die Biene vor den Karren gespannt hat, um überhaupt Interesse zu wecken. Dass es dabei nicht um Honigbienen geht, welche den Honig liefern und die Mandelbäume in Kalifornien bestäuben und auch gar nicht gefährdet sind, sondern um Wildbienen, welche zurückgehen, hat man wahrscheinlich bewusst verschwiegen.

Seit zig Jahren nutzt man dieses Prinzip der Umbrella Species aber schon weltweit. Ob Tiger, Pandas oder sonstige kuscheltiertaugliche Säugetiere. Mit 'Biene Maja' konnte man nun auch in Deutschland tatsächlich ein Glöckchen im Hirn zum klingeln bringen.

https://en.wikipedia.org/wiki/Umbrella_species

Es geht aber nicht (nur) um Wildbienen, sondern um viele andere Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und zahllose Wirbellose.

Leider muss man sich dafür Tricks und Werbestrategien der modernen Informationsgesellschaft zunutze machen, sonst nehmen die Menschen das nicht wahr. Traurig, oder?

Man bekommt die Leute nicht dazu, irgendwelche parasitär lebenden Solitärbienen zu schützen oder Sandlaufkäfer. Ob es nun die Kapitalisten sind oder die Internetrebellen, die - als Spiegelzerrbild dieser Machtverhältnisse - nach allem in der Welt mit 'cui bono' fragen müssen.

Wem nutzt schon der Sandlaufkäfer (Cicindela hybrida), außer sich selbst und der Sandlaufkäfer-Wespe (Metocha ichneumonoides)?

Als Mann vom Fach fand ich das Konzept "Umbrella Species" auch immer sehr heikel, gerade weil es einen Haufen Zyniker anzieht und auch paternalistisch ist. Es ist eben keine offene Kommunikation und erweckt den Eindruck es ginge immer nur um einzelne Arten. Ich habe aber eingesehen, dass es leider notwendig ist. Es ist sicher kein Ersatz für flächendeckende, ökologische Bildung, die überhaupt erst die Kompetenz verleiht, in Sachen Naturschutz sinnvolle Entscheidungen mitzutragen. Aber da letzteres nicht passiert, bleibt kaum anderes.