Freundlicherweise haben uns zwei Großverlage - beide im Besitz von Milliärdären - Einblicke verschafft, wie Journalismus in Deutschland funktioniert:
"Verleger Dirk Ippen untersagte dem Investigativ-Team die Veröffentlichung",
https://www.sueddeutsche.de/medien/ippen-investigativ-bild-springer-julian-reichelt-juliane-loeffler-1.5444980
Ausgerechnet bei BILD funktionierte das auch andersherum: Dort hat der Verleger einen fragwürdigen Chefredakteur protegiert, weil der im Interesse des Verlegers schrieb.*
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/doepfner-kritik-ddr-vergleich-springer-reichelt-100.html
Beide Fälle zeigen, dass in Deutschland eben nicht Journalisten entscheiden, sondern Verleger. Milliardäre, die sich als Hobby eine Truppe Schreiberlinge halten, und als Nebeneffekt genau die Meinungen unter die Leute bringen können, die ihren Interessen am besten dienen.
(Schaut man sich die Liste der reichsten Deutschen an, findet man eine bemerkenswerte Überlappung mit der Liste der Verleger in Deutschland: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_500_reichsten_Deutschen)
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Ironischerweise ist bislang niemandem aufgefallen, dass Mathias Döpfner genau das gemacht hat, was man von einem perfekten Verleger erwarten würde: Er hat einen Journalisten, der eine - im aktuellen Deutschland - sehr kontroverse Position vertritt, geschützt, ihm den Rücken frei gehalten, als - aus Sicht Döpfners - Verfechter der Regierungslinie ihn mit Dreck bewarfen. Unglücklich war allerdings nicht nur die Wortwahl Döpfners, sondern auch die Tatsache, dass die Kritiker Recht hatten und der "Dreck" nicht "Dreck" war, sondern belastbare Beweise.