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  • bavarian dynamics

626 Beiträge seit 16.07.2019

Was kann man lernen aus Weimar? Zwei Lektionen.

1. Verhältniswahlsystem ist Teufelszeug
2. Gib niemals Geld ohne Kontrolle.

Doch zuerst die Vorrede:

VOR Erichs Fabian & dem Bieberkopf (von Döberlin oder wie der hieß) schieb Friedrich Hollaender den Fox Macabre, in dem er Berlin doch sehr treffend trifft. Das war 1920. Berlin, Dein Tänzer ist der Tod. I.d.Tod. Bitteschön:

https://www.totentanz-online.de/medien/musik/hollaender.php

Oder um es mit meiner Art des Humors zu formulieren: Ohne Adolf Hitler wäre Friedrich Hollaender niemals erfolgreicher Filmkomponist in Hollywood geworden. Weil Herr H. ohne Herrn H. niemals aus Deutschland hätte fliehen müssen. Jaja...

Das nur zur Vorrede, haken wir mal die beiden Punkte ab

1. Nach dem Kaiserreich wurde in Deutschland über die Weimarer Reichsverfassung die undemokratische Verhältniswahl eingeführt. Verhältniswahl ist deswegen undemokratisch, weil sie nicht die MEHRHEIT des Volkes abbilden will sondern jede einzelne Stimme REPRÄSENTIEREN. (aus diesem Grund heißt Verhältniswahl auf Englisch auch proportional representative electoral/voting system). Demokratie heißt temporal begrenzte Herrschaft der Volksmehrheit über die Volksminderheit. Das kann man herstellen über Volksabstimmungen und Referenden, das kann man auch herstellen über ein MEHRHEITSwahlsystem. In Weimar gabs das nicht.

Die Verhältniswahl bildet genau NICHT die Mehrheit ab, sondern insb. die RÄNDER. Und die Ränder zeichnen sich durch Radikalität aus. Und genau das ist in Weimar passiert, wie dieses schlechte Wahlsystem eben nicht anders erzeugen kann: Kommunisten & Nationalsozialisten als radikale Randgruppenbediener wurden parlamentarisch immer stärker, am Ende kippte es zu Gunsten der Nationalsozialisten, hätte auch andersrum sein können. Hitler hatte nie eine Mehrheit im Volk. Aber im Parlament. Das reichte für 1000 Jahre Reich, im Zeitraffer waren es dann 12. Unschön.

Deswegen: Verhältniswahl ist Teufelszeug. Mehrheitswahl ist gut. Glaubt mir.

2. Gib niemals Geld ohne Kontrolle. Eine Lektion, die die Amerikaner gelernt haben, auf die ganz harte Tour. Nach dem I. Weltkrieg weigerten sich die Briten, ihre hohen Kriegsschulden an die Amerikaner zurückzuzahlen. Die Briten "entschuldigten" sich damit, daß Deutschland seine Reparationen von Versailles nicht bezahlen würde und deswegen könnten auch sie nicht ihre Schulden bei den Amerikanern. Haltloses Argument, die Schulden der Briten bestanden völlig unabhängig von der Zahlungsfähigkeit Deutschlands. Der amerikanische Staatshaushalt geriet durch die Zahlungsverweigerung der Briten in enorme Schieflage. Zum Glück hatten die Amerikaner einen fähigen Finanzminister, der durch enorme Reformen in den USA (insb. massive Steuersenkungen) das Schlimmste abwenden konnte.

Aber die Amerikaner machten einen schweren Fehler, sie dachten so: WENN es sich so verhält wie die Briten sagen, DANN müssen wir Deutschland unterstützen, damit dort die Ökonomie wieder anspringt und Deutschland in die Lage versetzt wird, seine Reprarationen überhaupt bezahlen zu können. Sonst sehen wir niemals unser Geld wieder. Geboren war der Dawes-Plan (1924) und und Washington gab der deutschen Führung (diesen degenerierten undemokratischen Verhältniswahl-Parteibonzen in Berlin) großzügige Kredite. Natürlich mit dem Hintergedanken, daß dieses Geld in den Wiederaufbau der deutschen Industrie & Infrastruktur investiert würde. Dies geschah aber nicht. Die Milliarden aus Amerika wurden von den undemokratischen deutschen Schlechtführern einfach in Schampus, Koks & Nutten, Cabaret, Pomp & Circumstances und diese neumodischen Automobile VERBALLERT & VERBLASEN. Das sind sie, die sog "roaring twenties" of Berlin eine bubble economy der pervesen Dekadenz. Als die Kohle alle war und die Zustände bösartig schlecht: Da hatte einer leichtes Spiel, der diese Zustände anprangerte: Hallo Adolf! Denn der war das. Damit kam er an die Macht. Pseudovolkstümelnd, obwohl selbst Teil des Problemelefanten im Raum, der gesehen, aber nicht erkannt wird. Jaja.

Immerhin die Amerikaner haben daraus gelernt. Als sie Deutschland nach dem II. Weltkrieg wieder Kredite gaben (Marshall-Plan usw.) da achteten sie SEHR darauf, wie & wofür die die Kohle ausgegeben wird. Nix Schampus, nix Nutten. Sondern Wiederaufbau. Und deswegen ist Bonn auch nicht Weimar geworden. Es mag sehr geholfen haben, daß die Amerikaner nach dem II. WK auch mit einn paar Männern & Waffen in Deutschland herumstanden, etwas was in den 20er-Jahren nicht der Fall war.

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Und das sind die beiden Lektionen aus dem schlechten politischen System Weimar. Mach Demokratie und keine Parteienherrschaft, und gib niemandem einfach so Kohle.

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Die deutschen Literaten. Tja, einige haben es wohl geahnt, daß dieses Weimarer System unausgegorener Schrott ist und in den Untergang führt. Wenn Hollaender schon 1920 die Perversionen erkennt, und Kästner seine geliebten Kinderbücher beiseite legt um einen autobiographischen Moralporno zu schreiben (nichts anderes ist der Fabian und Herr Kästner war kein Kind von Traurigkeit, was die Damen anging) und dann auch noch Tucholsky, so zeigt dies die intelligente Hilflosigkeit dieser Menschen.

Sie sehen, daß Zustand und Entwicklung unideal sind, in eine Apotheose des Grauens (Hallo Adolf!) münden können, das wollen sie nicht wirklich wahrhaben, das konnten sie natürlich auch damals alles nicht wissen, aber sie haben halt ein sehr ungutes Gefühl in diesen 20er-Jahren. Das System hier ist nicht stabil, das ist nicht sauber, wie das hier so läuft & das Geld aus Amerika wird verpraßt. Da kann nix Gutes bei rumkommen, das wird bös enden. So haben die vermutet & geahnt. Und die Geschichte gibt ihnen leider Recht.

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Heute sind wir schlauer.
Diesen Umstand sollten wir nutzen.

bd

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