Die nukleare Teilhabe ist in der Tat ein Relikt aus dem kalten Krieg. Die Idee dahinter war, dass der Einsatz taktischer Nuklearwaffen nötig sein könnte, um einen konventionellen/nuklearen Angriff des WP aufzuhalten. Die bedeutete aber automatisch, dass dies auf deutschem Boden passieren wird. Insofern ist man eben davon ausgegangen, dass deren Einsatz, wenn er denn von den eigenen Streitkräften erfolgt, etwas weniger Abscheu bei der Bevölkerung auslösen würde, als wenn unsere Verbündeten Atomwaffen in Deutschland zünden.
Die jetzige Idee der nuklearen Teilhabe ist ja im Grunde eine eher symbolische. Sie ist eben als Statement der Nato zu verstehen, dass man ein nukleares Verteidigungsbündnis ist, und nicht ein Verteidigungsbündnis, dem auch 3 atomar bewaffnete Staaten angehören.
Die Diskussion um die nukleare Teilhabe ist ja unter moralischen Gesichtspunkten ganz bestimmt eine löbliche, und es wäre selbstverständlich wünschenswert, es gäbe keine Atomwaffen in Deutschland, darüber hinaus keine in Europa, und noch besser keine weltweit.
Das macht diese Diskussion aber auch zutieftst verlogen, wenn als Argumente angeführt werden, dass es uns zum Ziel machen würde, oder der Einsatz von Atomwaffen aus moralischen Gründen abgelehnt werde. Dann muss man konsequenterweise nämlich nicht die atomare Teilhabe ablehnen, sondern die Mitgliedschaft in der Nato. Sich selbst in moralischer Reinheit gegen Atomwaffen auf deutschen Boden auszusprechen, gleichzeitig aber unter den atomaren Abschreckungschirm der Nato zu schlüpfen ist gelinde gesagt heuchlerisch.
Und ob wir uns angesichts einer europäischen Nuklearmacht, die unverholen mit dem Einsatz von Nuklearwaffen droht, um ihre Machtinteressen unbehelligt verfolgen zu können, wirklich aus der Nato lösen wollen, sollte zumindest reiflich überlegt werden.
Und da wäre ich auch gespannt auf Vorschläge, wie wir uns in dem Fall gegen eine nukleare Erpressung zu schützen gedenken.