Wenn Hamm-Uentropp ein Prototyp war kannst du das zu fast jedem AKW weltweit sagen.
nein-nein, das war technisches Neuland. Nie zuvor hat man versucht Kernkraftwerke und Kegelbahnen mit Synergie zu verbinden und kugelige Kugeln rollen zu lassen.
Aber bevor Hamm-Uentropp gebaut wurde wurde großes versprochen. Billig soll es werden, sicher wie nie und so weiter. Nichts davon ist eingetreten.
Richtig. Das liegt aber nicht an der Kernkraft sondern an den Leuten die den Thorium-Kugelhaufen-Reaktor so leidenschaftlich propagiert hatten. Es sind ja nicht die Ingenieure die da die Versprechen in die Zeitungen bringen sondern Politiker oder big-bosse. Ein Visionär hat sich da besonders hervorgetan, für ihn war das Projekt vermutlich sowas wie ein Lebens-Ziel.
Das ist auch nicht das erste mal und nicht das letzte mal. Das geht bei AKWs ständig so. Immer wird vorher mehr versprochen als hinterher geliefert werden kann.
neeeeiiiin wirklich nicht, guckmal, die 4 Reaktoren die FIN hat, die wurden geliefert wie bestellt und haben sicher und zuverlässig gearbeitet ohne nennenswerte Störungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kernenergie_in_Finnland
Loviissa 1 & 2 sowie Olkiluoto 1&2 laufen durch und liefern Grundlast bei Dunkelflaute seit rund 40 Jahren. Der störungsfreie Betrieb dieser Reaktoren hat in FIN massgeblich dafür gesorgt dass man nichts gegen Kernkraft hat.
Der EPR war DOCH ein Prototyp weil 1600MW in einem Block. Denn damit wurde die Grenzleistung von Turbinen und Genos weiter nach oben verschoben. Als ich studierte hiess es noch "Grenzleistung ist 1200MW darüber kann man nicht kommen, ist eine Schallmauer" und tatsächlich hat man ja in FIN 2 x 2 Blöcke gebaut. 2 x 500MW und 2 x 900MW.
Wenn nun der EPR O3 so extreme Kosten- und Terminüberschreitungen hatte, so liegt das teilweise an den Finnen und teils an den Franzosen. Bei den Finnen ist die Schuld zu sehen dass sie in neoliberalistischer Weise jeden Kleinkram ausgeschrieben und im freien Wettbewerb dann den billigsten beauftragt hatten. Da kamen dann (ich übertreib mal) Rentner aus Ostländern mit Vorkriegs-Maschinen. Und das kam dann alles nicht durch die QS durch. Ein Eigentor. Die finnische Wiki-Seite zählt ganz nett auf wieviele Billig-Ausländer da werkelten.
Und AREVA /FRAMATOM /EDF die haben sich einfach böse verkalkuliert. Und vielleicht auch interne Fördergelder losgeeist mit unrealistischen Versprechungen gegenüber der Politik. Sowas passiert in der Windkraft jeden Tag.
Das sind deutliche Zeichen von Vaporware. Verbranntem Geld noch mehr Geld hinterher zu schmeißen macht keinen Sinn, da muss ein Schlussstrich gezogen werden. Und der wurde halt gezogen. Bei Hamm-Uentropp halt damals schon für die Thorium-Technologie. Und selbst Frankreich hat ihn jetzt gezogen und es wird keine weiteren EPR geben. Ein weiterer "Prototyp" also.
Thorium kommt wieder. Aber auch hier findet man von unseriösen Schreiberlingen euphorische Berichte wieviele zigtausend Jahre man damit dann zu nahezu Nulltarif Strom erzeugen könnte. Der Zeitungsschreiber ist ja nicht im Geringsten verantwortlich für dsa was er schreibt. Er kann ja einfach hinterher sagen "ja das war damals so die Vision, kann ich auch nichts für wenn sich das nicht bewahrheitet hat". Das Aufbauschen von Hypen ist ein Zeichen unserer Zeit. Wenn du wissen willst wie die Wirklichkeit ist musst du einen Ingenieur finden der als Insider an so einem Projekt arbeitet. Aber der wird wegen Vertraulichkeit nichts erzählen dürfen.
Daher hinkt der Vergleich zur Windkraft:
Windkraft hat gezeigt, dass es Leistung bringen kann. Es werden beständig neue WKAs in Betrieb genommen. Selbst Offshore-WKAs sind mittlerweile "Standard" und weit weg von Prototyp. Aber bei AKWs auch nach 70 Jahren nicht mal im Ansatz zu erkennen, dass es da ausgereifte Technik gebe. Alles Flickschusterei, Beschiss und Korruption. Seit 70 Jahren.
Bei WKAs höre ich die Ausrede nie, dass das "Kinderkrankheiten" einer 70 Jahre alten Technik sei.
Ich habe 1981 Diplom gemacht und bin dann in die Windkraft gegangen, weil ich damals Ökofreak war und den ganzen Hypen glaubte, "Energie der Zukunft" ...."Energie aus dem Nichts heraus, frei und umsonst"....
In der Windkraft habe ich NICHTS ausser Pleiten, gefälschten Bilanzen, gebrochene Verträge, Steuerbetrug, Versicherungsbetrug, paranoide Geschäftsführer, gezielte Lügenmärchen in der Presse...etc etc erlebt.
Mein erster Chef kam in den Knast weil er ein handfester Betrüger war. Der zweite verschwand spurlos (kam nach ca 15 Jahren wieder wo seine Kredite verjährt waren). Der nächste....will den Leser nicht langweilen. 8 mal unschuldig den Job verloren wegen Konkursen.
Zwischendurch brach mein Chef in meine Hotelwohnung ein und mir wurde ALLES gestohlen, also Autoschlüssel, Kreditkarten etc. Ich ging in die Firma und erzählte ihm das nichtsahnend. Er lachte laut auf und brüllte mich an "Na dann haben Sie vielleicht JETZT gelernt dass man sich nicht ungefragt in Managementfragen einmischen darf". Meine Nachforschungen ergaben dass er im selben Hotel nur 2 Stockwerke über mir wohnte.
Ein anderer Chef zapfte mein Telefon an und schmuggelte mir ein Diktiergerät ins Auto was meine Gespräche aufnahm. Er drehte später völlig durch und die Firma ging Pleite.
Ich schreibe vielleicht mal meine Erinnerungen auf, was ich in 38 Jahren erlebt habe.
Es ist ein Wunder dass inmitten dieses Chaos es den hart arbeitenden Ingenieuren gelungen ist , Technik aufzubauen, die wirklich high-tech ist. Eine WKA ist technisch so aufwendig wie eine Druckmaschine oder ein Schnellzug oder sonstwas grosses.
Und im Moment macht Dänemark die deutschen Hersteller mit staatlich gefördertem Dumping kaputt.
Dazu kommt Merkel/Altmeier/Rösler mit "Energie muss bezahbar bleiben". Ergebnis:
40'000 Arbeitslose aus der Windkraft, Zusammenbruch von zig Firmen. Jedes Jahr 4% Verlust an Arbeitsplätzen. In Korea und China ist alles voll von deutschen WKA-Ingenieuren (ich war einer davon).
Flickschustere, Beschiss und Korruption trifft weit besser auf Windkraft zu als auf Kernkraft.
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Kernkraft wurde Opfer des politischen Zickzack-Kurses der Politik. Als die ganze Grün/Öko-Bewegung EE propagierte, hat man diese mit Interesse aber halbherzig gefördert, immer nur Miniförderungen über 1-2 Jahre, oft vom BMFT (jetzt BMBF), teils von den Ländern, teils für Landwirte. 1999 waren die Firman zahlreich weil jeder kleine Handwerksbetrieb, von den Hypen getrieben, da auf den Zug aufspringen wollte. 1999 hatte ich eine Liste von 50 Pleite gegangenen Firmen der Windkraft. Und die hatten die Schnauze voll. Es wurden dann später über 100 Windkraftopfer.
Das EEG war der Durchbruch und am Ende des EEG hatten wir ausgereifte 5MW-Anlagen. Zuvor 600kW in Serie und 1,5MW als Nullserien/Protos.
Aber EE können Kern so leicht nicht ersetzen weil sie entzappelt werden müssen. Sonst sitzen wir monatelang im Dunkeln. Es gibt z.Zt keine praktikable Lösung zur Entzappelung und zum Überbrücken der Dunkelflautemonate. Der Netzausbau steckt fest weil die deutschen Netze gar nicht mehr D gehören sondern neoliberalistisch irgendwelchen Investoren.
EE steckt fest. Man hätte gerne Kern wieder als Dunkelflautenfüller.
Aber Merkel & Co haben nicht nur EE ruiniert sondern auch noch den Ausstieg aus Kern beschlossen obwohl dafür eigentlich kein Grund war. Fukushima war Tsunami, und Tschernobyl war Fahrlässigkeit. Es war so als ob man Reis verbietet in Deutschland, weil in China ein Sack Reis umgefallen ist.
Also steckt Kern auch POLITISCH fest.
Wenn Atomkraft Zukunft hätte gäbe es längst nicht nur Konzepte sondern Serienproduktion. 70 Jahre Entwicklung und es gibt immer noch keine. Nicht einmal im Ansatz.
Normale Uran-KKW gibt es mit 1200MW als Serien-Standard-Baugruppen. Hätte sich TVO ein ganz normales russisches KKW gekauft mit 1200MW oder einfach O1+2 kopiert, nochmal 2 x 900MW, wäre das Routine gewesen und man hätte schon lange den gewünschten Kernstrom im Netz. Aber man wollte unbedingt was neues besseres grösseres, westliches. Eigentor.